Auch wenn die Sendung den Untertitel „Neues von der improvisierten Musik“ trägt, sind die Siebziger Jahre nahezu allgegenwärtig, und tatsächlich aus aktuellen Anlässen. „Luminessence“ ist eine Schallplatten-Serie, die frühe Meilensteine des Labels ECM Records in hervorragender Qualität und Aufmachung versammelt – eine Einladung, sich diese „alten Zeiten“ ohne nostalgischen „overkill“ zu vergegenwärtigen.
Deshalb, im Zentrum der Stunde, eine Zeitreise in das Jahr 1973, als Keith Jarretts erstes Solopiano-Live Dokument entstand, in Bremen und Lausanne. Der österrichische Gitarrist Wolfgang Muthspiel erzählt von seinem Ende September bei ECM erscheinenden Album „Dance Of The Elders“, und landet dabei – en passant – in den „wilden Siebzigern“, mit Reminiszenzen an Joni Mitchells „Hejira“, und die beiden Studioalben von Keith Jarretts „Belonging“-Quartett. Das kleine „ECM Spezial“ wird abgerundet mit dem neuen Werk der Sängerin Kantele-Magierin Sinikka Langeland – im Rainbow Studio hatte sich dazu eine All-Star-Band ohne Starallüren eingefunden.

Drumherum stellt Karl Lippegaus das Werk hervor, das der Altsaxofonist Steve Lehman mit dem Orchestre National de Jazz aufgenommen hat. Zu dem Album „Alchimie“ heisst es im On-Line-Magazin „All About Jazz“: „The presence of AI on Ex Machina may be an elephant in the room for some but it need not be a factor in listening. Seamlessly incorporated with acoustic and electronic instrumentation, the elements blend together as was the intention of Lehman and Maurin. The album is a baffling and beautiful juggling act; a worthy addition to Lehman’s portfolio.“
Und Jan Paersch hat den Storyteller und Saxofonisten Alabaster DePlume zu seinem jüngsten Streich „Come With Fierce Grace“ in London interviewt – wie fantasievoll der Mann mit dem skurrilen Künstlernamen dem Jazz ein surreales Outfit abseits des Mainstreams verleiht, lässt in einigen Aspekten, an ein anderes britisches „Original“ denken, einen gewissen Robert Wyatt.
Anfang und Ende der Stunde gehören dem Vermächtnis der Trompeterin und Komponistin Jamie Branch (das Album wird in etlichen Jazzjahresrückbkicken auftauchen, versprochen!), sowie dem in Kürze vorliegenden Album „LAST TWO INCHES OF SKY“ von Jan Bang und Eivind Aarset, das seine Live-Premiere vor ein paar Tagen auf dem Punktfestival erlebte. In einer Mail schrieb mir Jan vor ein paar Stunden: „Off to Poland and the little village of Sokolowsko once owned by the Polish director Kieslowski. Three days of Punkt with Polish/Norwegian artists take place in an old sanatorium. Let’s hope they’re not coming to take me away.“ © Texte + Foto: Michael Engelbrecht