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NZZ Essay: „Die Gewalt der Töne“ Musik übt unmittelbar Macht über unsere Gefühle und Empfindungen aus und vermag die Rationalität auszuschalten.

«Dirigenten sind verkappte Diktatoren, die sich glücklicherweise mit der Musik begnügen.» Der Ausspruch wird dem grossen deutsch-rumänischen Dirigenten Sergiu Celibidache zugeschrieben und ist in Wirklichkeit viel weniger kokett, als er vermutlich gemeint war. Denn er enthüllt, dass es bei der Herstellung von Musik im Kern um Macht geht. Zugleich entfaltet Musik auch in ihrer Wirkung grosse Macht: Sie bedient sich menschlicher Emotionen unter raffinierter Umgehung der kühl-distanzierten Rationalität.

Von Rainer Hank

Ihrer ästhetischen Unschuld beraubt, zeigt die Musik somit gleichsam im Brennglas, wie Macht funktioniert und was sie anzurichten vermag. Macht ist weder per se gut, noch ist sie per se schlecht. Sie ist einfach da, mal attraktiv, mal abscheulich, mal begehrt, meist geleugnet. Wir werden die Macht nicht los, ob wir wollen oder nicht. Sie gehört zur «condition humaine». John Locke nennt sie einen «Trieb unserer Natur»….

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© NZZ, Feuilleton, 29.9.2019

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