Open Sounds: Berlin, Berlin
Ein Soundscape-Mikrokosmos und eine Klangreise im Berlin der Nuller Jahre: Stefan Heckmann collagiert die Arbeiten auf der Großbaustelle des Hauptbahnhof Berlins. Valeri Scherstjanoi sucht Orte der Großstadt auf, die sich in sein Werk eingeschrieben haben.
Mit Angela Bischoffstrate
Wie klingt ein Soundscape-Mikrokosmos inmitten der Großstadt? „Berlin. Washingtonplatz“ handelt von der Entstehung eines urbanen Quartiers im ehemaligen Niemandsland rund um den 1871 eröffneten Lehrter Bahnhof. Spätestens durch die Berliner Mauer zur Bedeutungslosigkeit verdammt, wurde 1998 auf seinem Gelände der Grundstein zum gegenwärtig größten Kreuzbahnhof Europas gelegt, dem Hauptbahnhof Berlin.
Stefan Heckmann collagiert die Arbeiten auf der perfekt organisierten Großbaustelle: fast geräuschlos die einen, lärmend die anderen. Er hält das Zusammenspiel unterschiedlichster Resonanzräume fest, die mit der Eröffnung des Bahnhofs 2006 zum lebendigen Stadtraum geworden sind.
Valeri Scherstjanoi hat gemeinsam mit Andreas Hagelüken all jene Orte und Plätze Berlins aufgesucht, die sich konkret in sein umfassendes Werk eingeschrieben haben. 1950 in Kasachsta geboren, lebt der Lautpoet Scherstjanoi seit 1981 in Berlin. Seit 1979 experimentiert er mit den Lauten seiner Muttersprache und entwarf eigene Handschriften, aus denen sein System der so genannten „skribentischen Zeichen“ hervorging: Schreiben als Beitrag zur bildenden Kunst, Lesen als Lautpoesie. Aus Improvisationen, Geräuschen der Stadt, Stimmen von PassantInnen und Archivmaterialien schufen die beiden Akteure eine Klang- und Laut-Reise durch Berlin und das Werk des Lautpoeten zugleich.
Berlin. Washingtonplatz
von Stefan Heckmann
mit Hella von Ploetz, Glasharfe, Stefan Heckmann, Stimme
Produktion: WDR 2007
Berlin, ein Lautgedicht – eine lautpoetische Soundscape
von Valeri Scherstjanoi und Andreas Hagelüken
Produktion: WDR / randfunk 2005
© WDR 3, Open Sounds, 21.4.2018