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„Schicksale“ Die Münchner Kammerspiele vergegenwärtigen ihre Vergangenheit

Die Liste zählt inzwischen über 200 Namen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Münchner Kammerspiele, die durch das nationalsozialistische Regime ihre Arbeit, ihre Existenz, ihre Heimat oder ihr Leben verloren. Von Sven Rickleffs.

Verfolgt und bedroht. Vertrieben oder ermordet: Die Liste zählt inzwischen über 200 Namen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Münchner Kammerspiele, die durch das nationalsozialistische Regime ihre Arbeit, ihre Existenz, ihre Heimat oder ihr Leben verloren. Seit 2018 widmet sich das Theater diesem bisher einzigartigen Rechercheprojekt, das die unbekannten „Schicksale“ sichtbar machen will. Was bisher im kollektiven Gedächtnis der Stadt München, aber auch der Kammerspiele erfolgreich verdrängt wurde, wird vor allem durch die unermüdliche Recherche von Janne und Klaus Weinzierl ans Licht geholt, auf deren Initiative das Projekt zurückgeht.

Mit ihrer Hilfe soll auch diese Sendung aus einigen der unerzählten „Schicksalen“ zumindest erzählte machen. Dabei soll sie auch jene Zeit zwischen 1933 und 1945 an den Münchner Kammerspielen kritisch beleuchten, der unter der Intendanz von Otto Falckenberg bisher eine merkwürdig reine Weste attestiert wurde, obwohl Adolf Hitler gerade dieses Theater in seiner „Hauptstadt der Bewegung“ besonders schätzte.

Zugleich verstehen die Kammerspiele ihr Erinnerungsbemühen als Arbeit an einer offenen Gesellschaft und wollen ihre historische Forschung mit aktuellen künstlerischen Projekten verschränken. Maßgebend soll dabei die Zusammenarbeit mit Jugendlichen sein, um mit ihnen zusammen im Spiegel der gewaltvollen deutschen Vergangenheit, Strategien für eine zukünftige Gegenwartsbewältigung zu entwickeln.




© Bayern 2, Nachtstudio, 7.12.2021

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