Soap & Skin und Dietmar Dath über David Bowie: „Er nimmt sich sein letztmögliches Kostüm“

Am 10. Januar 2016 ging David Bowie von uns. Im Rahmen der Rubrik Wahlverwandtschaften bat SPEX Soap & Skin und Dietmar Dath zum Gedankenaustausch über Bowies Vermächtnis und über das Sterben im Pop. Wie ist das, wenn der glorifizierte, von Bowie selbst schon vor Jahrzehnten spielerisch gebrochene »Rock’n’Roll-Suicide« zunehmend vom prosaischen Löffel-Abgeben durch Alter und Krankheit abgelöst wird?

von Klaus Walter

Ob ich mit Soap & Skin und Dietmar Dath über den Tod reden möchte, fragt die Redaktion. Daths neuer Roman heißt Leider bin ich tot, und so heißt auch ein Song auf Nicht sterben. Aufpassen., dem Album von The Schwarzenbach, auf dem Dath singt. Im Repertoire der Musikerin Anja Plaschg alias Soap & Skin gibt es Stücke wie »Marche Funèbre«, »Deathmental« und den Song »Vater«, inspiriert vom Tod ihres Vaters. Wir leben weit voneinander entfernt, Soap & Skin möchte lieber schreiben als sprechen, also mailen wir uns. Dath antwortet schnell, Soap & Skin langsamer, Mails überschneiden sich. So ist der folgende Text auch das Dokument einer Zumutung und eines Scheiterns. Scheitern beim Versuch, die Balance zu finden zwischen Nähe und Distanz. Scheitern beim Versuch, die Künstler-Personae zu trennen von den Menschen, mit denen man sich zu unterhalten versucht – weil man sie gar nicht trennen kann, weil man aber, wenn man die Trennung nicht versucht, in die Falle des Biografistischen tappt. Von wegen »Kinder der Tod, ist gar nicht so schlimm«! Vergiss es, Palais Schaumburg!

Vom Club 27 zu Lemmy Kilmister und David Bowie: Wie verändert sich das Sterben im Pop? Eignet es sich noch zur Romantisierung, wenn ältere Popstars den sogenannten natürlichen Tod sterben?
Dietmar Dath: Ich glaube nicht, dass es da eine besondere Popfrage gibt. Es ist ein Massenmediending: Der Tod von Johannes Paul II. war auch ein Event, und den hätte man auch romantisieren können. Romantik ist eine Darstellungsform, Tod ist ein Ereignis – das hat nicht mehr miteinander zu tun als Stoff und Thema.
Soap & Skin: Ja! Was Dietmar sagt, ist so richtig. Pop ist von der Gesellschaft ja auch gar nicht richtig zu trennen.

Verliert der Tod im Alter das Heroische?
S&S: Der Tote ist unantastbar.

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http://www.spex.de/2016/12/23/er-nimmt-sich-sein-letztmoegliches-kostuem-soap-skin-und-dietmar-dath-ueber-david-bowie/

„ROMANTIK IST EINE DARSTELLUNGSFORM, TOD IST EIN EREIGNIS.“ (DIETMAR DATH)

© Spex, Von Klaus Walter

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