Musiktipps

„Solo Saxofon Veröffentlichungen“ von Stef Gijssels

Es ist wieder Zeit für eine Solo-Sax-Review. Seit unserem letzten Überblick im September 2022 haben sich die Alben wieder gestapelt. Und aufgrund der unglaublichen Langsamkeit eures bescheidenen Dieners sind einige Alben in der Zwischenzeit bereits von kompetenteren – und schnelleren – Rezensenten besprochen worden.

Patrick Shiroishis Album wurde bereits hier von Irina rezensiert, Rob Brown von Gregg hier, und Camila Nebbia von Jury hier. Alle drei werden empfohlen, also ist es gut, dass sie mehrfach rezensiert werden.

Mein Favorit in dieser Zehnerliste ist dieses bemerkenswerte und sehr persönliche Album von Patrick Shiroishi. Aufgenommen in einem „höhlenartigen Parkhaus unter einem Hot-Pot-Restaurant in Monterey Park“ um 1.30 Uhr nachts in einem einzigen Take, hat das Album eine einzigartige Stimme, mit spärlichen Alt-Tönen, die im leeren Raum widerhallen. Shiroishi erklärt „das japanische Konzept von ‚Ma‘ oder negativem Raum, oder dem Raum dazwischen. Ma‘ bezieht sich auf die Vorstellung, dass der negative Raum eine positive Entität ist, und nicht die Abwesenheit von etwas anderem. Die Pausen zwischen den Noten sind keine leeren, inhaltsleeren Räume, sondern voll und präsent, gültige Beiträge zu einer ausgewogenen Komposition“.

Shiroishi nutzt diesen Raum mit maximaler Wirkung, als Pause zwischen Klangausbrüchen, als Kontrast, um seinen oft wunderschönen Phrasen einen tieferen Wert zu verleihen, als Moment der Reflexion über das, was man gerade gehört hat, oder einfach, um die Stille zu erleben. Manchmal gibt es Hintergrundgeräusche in der Stille (ein Auto? ein Bus?). Sie verleihen der Stimme des Altisten ein Gefühl der Trostlosigkeit, nicht immer im negativen Sinne, manchmal als positive Einsamkeit, manchmal aber auch als Schmerzensschreie.

Die Einzelaufnahme und der einzigartige Klang machen dieses Album zu einem Konzeptalbum, auf dem die verschiedenen Songs alle Teil eines viel größeren Ganzen sind. Shiroishi schafft es außerdem auf wunderbare Weise, seine vielfältigen technischen Fähigkeiten in den Dienst des von ihm angestrebten ultimativen Sounds zu stellen. Kein Sound ist billig, sondern sorgfältig ausgearbeitet, ausgewogen und temporeich, wobei er seine tief empfundenen Gefühle in seine eigene Ästhetik übersetzt.

Die Vinyl-Version ist bereits ausverkauft, aber zum Glück ist die digitale Version noch erhältlich.

Verpassen Sie es nicht!





© Freejazzblog.org, 9.2.2024

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