Früher überspielte sie mit auffälliger Kleidung ihre Komplexe, sagt Jane Birkin. Aber auch heute litten viele Frauen unter Selbstzweifeln. Jane Birkin im Interview mit Dagmar Leischow
taz: Jane Birkin, in Frankreich bleiben wegen der Pandemie nun auch die Geschäfte geschlossen, genau wie die Kinos und Konzerthallen. Wie gehen Sie mit dieser Situation um?
Jane Birkin: Ich habe Glück, weil ich gerade Promotion für mein Album „Oh! Pardon tu dormais …“ mache und von morgens bis abends zoome. Jeden Tag spreche ich mit Radio oder Fernsehjournalist:innen. Insofern bin ich in einer komfortableren Situation als diejenigen, die ihre Filmprojekte zurückstellen müssen. Der erste Lockdown war allerdings eine große Herausforderung für mich. Ich war fast nur daheim und empfing keinen Besuch. Einzig für einen Spaziergang mit meiner Bulldogge Dolly habe ich das Haus verlassen.
Mit Serge Gainsbourg lebten Sie anders, Sie gingen dauernd aus. Die Sängerin Lio hat Ihren Expartner kürzlich als „Weinstein der Songs“ bezeichnet.
Diese Frau hat zwei Dinge verwechselt: Serges Image und die Realität. Sicher neigte er dazu, bei seinen Fernsehauftritten zu provozieren. Er schrieb skandalöse Songs wie „Je t’aime … moi non plus“ und machte mit mir gewagte Fotos. Doch er hat weder mich noch andere zu irgendetwas gezwungen. Ich ließ mich gerne nackt fotografieren.
© TAZ, Kultur, Musik, 1.1.2021