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Wolf Wondratschek: „Wer redet, hört die Toten nicht“

Der deutsche Autor Wolf Wondratschek verweigert sich seit seinen literarischen Anfängen dem Literaturbetrieb. Jetzt wird er 80. Gedichte schreibt er noch immer. Eine Rezension von Christoph Winder.

Mail an Wolf Wondratschek: „Sind Sie in Wien, wären Sie gewillt, aus gegebenem Anlass mit mir zu sprechen? In den kommenden Tagen wäre großartig, Samstag oder Sonntag oder Montag.“ Der gegebene Anlass: Wondratscheks 80. Geburtstag am 14. August 2023 (geb. 1943 in Rudolstadt). Seine Antwort: Nein, in Wien ist er nicht, aber: „Um mit mir zu sein, gehen Sie zur Abwechslung doch einfach in eine Buchhandlung und schauen in das schmale Bändchen Einige Gedichte.

Gut so, wird gemacht. Zum Reden wird sich nachher noch Zeit finden. Lassen wir inzwischen das Werk sprechen, für einen Schriftsteller ohnehin die adäquateste Äußerungsform. Aber erst eine kurze Erinnerung an das, was bisher geschah, was dem neuen Buch in den vergangenen Jahren voranging. Von einer Werkausgabe der Gedichte (2018) abgesehen waren das in erster Linie Romane: Dante, Homer und die Köchin (2021), Selbstbildnis mit russischem Klavier (2018) und der wunderbare, jetzt von Ullstein neu aufgelegte Mittwoch (2013), in dem der „feinste Erzähler deutscher Sprache“ (so nannte ihn damals die SZ) in federleichter Manier einen Tag hindurch unterschiedliche Lebensgeschichten nachverfolgt.



Wolf Wondratschek, „Einige Gedichte“.€ 18,– / 76 Seiten. Ullstein-Verlag, Berlin 2023

© DerStandard, Kultur, 12.8.2023

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