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100 Jahre Radio: Funkenflug und der Beginn der drahtlosen Übertragung

Stephan Krass beschreibt im Essayband „Radiozeiten“ die Rundfunkgeschichte: von den Anfängen in der Weimarer Republik über die Gleichschaltung unter Goebbels bis hin zu legendären philosophischen Streitgesprächen in der frühen Bundesrepublik.

Spark telegraphy – Funkentelegrafie – nannte Adolf Slaby, einer der ersten Elektrotechniker in Deutschland, 1897 die Sendeversuche Guglielmo Marconis im Bristolkanal. „Let it be so“ war die erste Message, die über eine Distanz von sechs Kilometern drahtlos übertragen wurde.

Das Experiment war gelungen, es hatte funktioniert. Mit der spark telegraphy war der Grundstein für die Radiotechnik gelegt. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts sprühten die Analog-Radios Funken. Da erinnert das berühmte magische Auge, das beim Einschalten langsam aufleuchtet und beim Abschalten leise verglimmt, an die Glühkathode in der Braunschen Röhre, die für die Rundfunktechnik bis zum Einsatz von Transistoren die Maßstäbe setzte.

Die radiohistorischen Essays von Stephan Krass „entfalten die Geschichte des Mediums in elegant geschriebenen Episoden“, schreibt Rezensent Stephan Wackwitz in der FAZ. „Die paradoxe Struktur der neuartigen Verbreitungsform, die seltsame und unbekannte Vermischung von An- und Abwesenheit, löste produktive Irritationen aus. Den Wiener Essayisten Anton Kuh erinnerte sie an Spuk. Niemand kann sich im Zeitalter unbeschränkter Internet-Verfügbarkeit jedes beliebigen Musiktitels mehr vorstellen, wie es war, wenn ‚die Stimme im Radio plötzlich einen Titel ansagte, den man einmal gehört hatte und für ein nächstes Mal barfuß zum Nordpol gelaufen wäre‘.“



Stephan Krass, geboren 1951, ehemaliger Redakteur des SWR, beschreibt in seinem Essayband „Radiozeiten“ die Rundfunkgeschichte von den Anfängen in der Weimarer Republik über die Gleichschaltung unter Goebbels und dem akustischen Krieg alliierter Geheimdienste bis hin zu den legendären philosophischen Streitgesprächen der frühen Bundesrepublik, den Hörspielen, Bildungs- und Unterhaltungssendungen, Sportübertragungen und Livereportagen.

© Deutschlandfunk, Essay und Diskurs, 22.10.2023

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