Sterben und Abschied nehmen: Der Film „Tótem“ ist Mexikos Beitrag für die Oscars. Regisseurin Lila Avilés über Rituale und intuitives Filmemachen. Thomas Abeltshauser interviewt Lila Avilés.
Tona hat Geburtstag und im Haus der Großfamilie sind die Erwachsenen mit Vorbereitungen beschäftigt. Seine siebenjährige Tochter Sol beobachtet das Treiben, ihr unbefangen kindlicher Blick ist offen für die Geheimnisse und Geister der Familie. Ihr Vater ist sterbenskrank, die Feier wird so auch ein Abschied. Mit „Tótem“ gelang der mexikanischen Regisseurin Lila Avilés ein bittersüßes Kinowunder und einer der schönste Filme der diesjährigen Berlinale, der nun für Mexiko ins Oscarrennen geht.
taz: Frau Avilés, wie kamen Sie auf den Titel Ihres Films?
Lila Avilés: Ich liebe Worte, die viele Bedeutungen haben, wie „Tótem“ oder „Talisman“. Linguistik fasziniert mich. In jedem Land erzählen mir Leute etwas anderes, was dieses Tótem ist. Und ich antworte immer sehr emphatisch: Ja! Auch wenn es ein sehr persönlicher Film ist, sieht jede*r etwas anderes darin. Er gehört jetzt allen. Das finde ich wundervoll.