Musiktipps

Für Harry Belafonte! Nachrufe und Musik

Der Sänger, Schauspieler und Bürgerrechtler ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Er war eine „Ikone sowohl des kulturellen wie politischen Lebens“ (beileibe nicht nur) in den USA.

Jan Feddersen schreibt das in der taz und hebt vor allem Belafontes internationales politisches Engagement hervor. „Belafonte, der war ein Weltbürger, wie er selbst sagte, zuhause in erster Linie unter seinen Freundinnen*, ob in der Bundesrepublik, Südafrika, Nigeria, Japan, der Sowjetunion, Kanada oder eben den USA.“ Es komme eben „darauf an, dass man aus seinem Zorn etwas macht“, schreibt Jan Wiele in der FAZ. und empfiehlt dringend die Lektüre von Belafontes Autobiografie. „Wem beim Gedanken an Belafonte nur freundliche CalypsoKlänge in den Sinn kommen, der weiß nicht, welcher Not diese abgerungen waren. … So fröhlich diese Musik wirkt, war sie es teils doch nur vordergründig: Belafontes berühmtestes Lied, ‚Day-O (Banana Boat Song)‘, ist trotz aller Motivationsqualitäten im Grunde eine bittere Anklage, gesungen von todmüden Hafenarbeitern nach ihrer Nachtschicht beim Verladen von Bananen. Sein Engagement, später auch als Initiator von ‚We Are the World‘ und als UNICEF-Botschafter, lässt indes manchmal verkennen, wie umfangreich Belafontes musikalisches Ouevre wurde. Er hat 29 Studioalben veröffentlicht, von denen manche in Vergessenheit geraten sind, auch weil sie schwer greifbar oder ganz vergriffen sind, selbst in digitaler Form – wie kann das eigentlich sein bei einem Künstler, der sogar einst als ‚bigger than Elvis‚ galt?“



Die SZ widmet ihre ganze Seite Drei dem Verstorbenen. „Fast immer hatte seine Musik bei aller Fröhlichkeit und allem Schmelz einen Bezug zu den Umwälzungen, die sich in Amerika und der Welt zu seinen Lebzeiten abspielten. Und die er aktiv vorantrieb“, erinnert Andrian Kreye. „Neben seinem Vermächtnis als Bürger- und Menschenrechtskämpfer wirken seine Karrieren als Pop- und Filmstar fast wie Mittel zum Zweck. Hätte er nicht so vielen Nischen der Popkultur den Weg in den Kanon geebnet.“ Eigentlich wollte Belafonte Schauspieler werden, doch bald landete er als Sänger im Jazz, der ihm nicht sonderlich lag – bis ihm ein Konzert des Blues- und Folkmusikers Huddie Ledbetter den Weg zeigte: „Da gab es keine Kadenzen und Soli, keine Doppeldeutigkeiten, wie im Jazz. Das war Musik des Volkes mit einer Kraft, die Belafonte im Jazz nicht gefunden hatte. Und so machte er sich auf nach Washington, um im Folk-Music-Archiv der Kongressbibliothek nach Songs für sein Repertoire zu suchen“



Das dürfte den BDS-Aktivisten und deren Sympathisanten gar nicht gefallen: Belafonte war auch ein großer Freund Israels, wie die Jüdische Allgemeine erinnert. Der Nachruf in der New York Times lohnt sich alleine schon wegen des sagenhaft tollen Bildmaterials. Weitere Nachrufe schreiben Nadine Lange (Tsp), Karl Fluch (Standard), Manuel Brug (Welt) und Harry Nutt (FR). © Alle Texte und Links: Efeu/Perlentaucher



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert