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„Krieg und Erregung“ Vorgeschichten der Zeitenwende. Von Christian Schüle

„Der 24. Februar 2022 markiert eine Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents“: Dieser Satz des deutschen Bundeskanzlers hat Christian Schüle ins Mark getroffen.

Wie so viele saß er vor dem Fernseher, als Bundeskanzler Olaf Scholz im Februar 2022 vor dem deutschen Parlament verkündete, dass sich ab jetzt alles ändern werde. Doch irgendetwas stimmte nicht an diesem Satz. Schüle rang mit sich und kam zu der Überzeugung, dass der bislang unerhörte Begriff „Zeitenwende“ nicht der Anfang, sondern der Abschluss einer langen Entwicklung ist, von der Olaf Scholz nicht gesprochen hat und die er vermutlich auch gar nicht gemeint hat.

Der Radio-Essay „Krieg und Erregung“ verschmilzt die persönliche Zeitenwende des Autors mit dem zeitgeschichtlichen Ereignis von Krieg und Erregung in Europa. Mit zwei gespaltenen Stimmen im Kopf setzt sich Schüle mit fast vierzig Jahren Bundesrepublik Deutschland auseinander. Er erzählt die Vorgeschichte(n) der Zeitenwende, zieht eine Linie vom beginnenden Entertainment zur Empörung, verknüpft Militär und Moral, untersucht das Verhältnis von Körper und Maschine. Sein Essay verbindet Boris Becker, Steve Jobs und Olaf Scholz und wirft die Frage auf, ob sich die Zeiten nicht schon seit langem fundamental gewendet haben, ohne das wir es wahrgenommen hätten.



© Bayern2, Nachtstudio, 6.6.2023

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