Musiktipps

R.I.P. Peter Brötzmann „Urgewalt am Saxophon“ Gedanken und Nachrufe

Ich muss jetzt mal kurz innehalten und tief durchatmen! Ich bin wohl nicht der einzige, der ihn schmerzlich vermissen wird. Als Mensch, als Musiker und bildenter Künstler. Danke für deine Musik!

Peter Brötzmann / Foto: Trost Records

Für ein Konzert in Glauchau wollte ich seine Platten mitnehmen. Da stand ich nun vor dem Stappel mit Brötzmann Platten und die konnte ich unmöglich alle mitschleppen. Es sind so viele. Was also wäre die wichtigste für mich? Da war „Opened, but Hardly Touched“ mit Harry Miller und Louis Moholo. Ein Klassiker. Ich entschied mich aber für „14 Love Poems“, eine Solo Aufnahme und ein Favorit von mir. Ich ging also zu Peter Brötzmann und bat ihm um seine Unterschrift. Er schaute zu mir auf und meinte: Eine sehr gute Wahl! Noch eine kleine Anmerkung von mir. Damit seine Musik in den ARD Radiostationen gespielt wurde, musste Brötzmann 80. Jahre alte werden, bis dahin haben sie ihn komplett ignoriert! @radiohoerer


Wolf Kampmann zum Tode von Peter Brötzmann. In der aktuellen Jazz Thing Ausgabe gibt es ein, es ist wahrscheinlich sein letztes, Interview mit ihm. Er ist sogar auf dem Frontcover.


Freejazzsaxofonist Peter Brötzmann gestorben „Sie nannten ihn Machine Gun“ von Julian Weber.

Freie Improvisation, so hat es einmal der US-Komponist Frederic Rzewski beschrieben, ist wie Müll wegbringen. Was sich angesammelt hat, wandert sofort in die Tonne. Der Platz wird für Neues gebraucht, damit es weitergeht. Ein Vergleich, der Peter Brötzmann gefällt.

Er lacht herzhaft, ein kerniges Lachen, energiegeladen wie sein Saxofonspiel. „Ja, beim Improvisieren werde ich einiges los. Meine Art, Tenorsaxofon zu spielen, hat sehr viel damit zu tun, Licks und Töne verschwinden zu lassen. Ab in den Ofen damit!“

Seit fast 50 Jahren lässt Brötzmann Saxofontöne verschwinden. Sein spontanes, auch brachiales Spiel wider die Erwartungen hört auf den Namen Freejazz, und Brötzmann gehört hierzulande zu seinen Pionieren. Den Schritt vom Jazz zum Freejazz könne man nicht an einem Datum oder Ereignis festmachen, sagt er bescheiden.



© TAZ, Kultur, 23.6.2023

2 Gedanken zu „R.I.P. Peter Brötzmann „Urgewalt am Saxophon“ Gedanken und Nachrufe

  • „Oh nein“, war mein erster Gedanke, als ich gestern erfuhr, dass Brötz uns verlassen hat. Er hatte Anfang des Jahres von seinem Zusammengebruch geschrieben, und hat sich davon wohl nicht mehr erholt.

    „Love Poems“ war die erste LP, die ich von ihm gehört habe. Sie ist mir immer noch eine der Liebsten. Aber „Machine Gun“ darf trotzdem nie vergessen werden, was für ein Ohrensturm! Brötz war stets ein ungeschliffener Edelstein, ein Künstler durch und durch, oder das, was für mich das Ideal eines Künstlers darstellt. Er war sowas wie der Merzbau für den deutschen Freejazz, und auch international stets umtriebig.

    Das reicht. Ich werde heute Nachmittag Brötzmanns Interview-Buch mit Gerard Rouy lesen. Wird mal Zeit.

    L:)

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  • Apropos ignoriert – ich habe Brötzmann durchs Radio kennengelernt. Sowohl Karl Lippegaus, Ulrich Olshausen als auch Günter Huesmann und andere haben seine Musik gespielt. Aber natürlich nur in Nischensendungen spät am Abend… aber immerhin 🙂

    Antwort

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