Medientipps

„Die Nächsten Tage Im Radio“ Das Kulturradio kann weg

Von Pierre Deason-Tomory. Der Reformprozess bei der ARD läuft auf einen konzertierten Kahlschlag in den anspruchsvolleren Radioprogrammen hinaus. Der Senderverbund berät nach Aussagen von NDR-Intendant Joachim Knuth vom 30. Juni über eine Zusammenschaltung der ARD-Inforadios ab 20 Uhr.

Die Landesrundfunkanstalten werden demnach bis zum Herbst darüber entscheiden, ob und in welchem Maße sie mitmachen. Dieses Modell soll auch bei den Kulturwellen angewandt werden. Anja Würzberg, »Leiterin des crossmedialen Programmbereichs Kultur« beim NDR, kündigte dies am 22. Juni im eigenen Programm etwas verstohlen mit den Worten an: »Wir legen einen großen Schwerpunkt auf die regionale Kulturberichterstattung, vor allem zwischen acht und 20 Uhr – und danach kriegen Sie (künftig) die Highlights aus der ganzen ARD.« In einem Beitrag für die altehrwürdige Neue Musikzeitung kann man nun die Nachfrage des Moderators lesen, ob das bedeute, dass das »ARD-Radiofestival«, bei dem die Landessender im Sommer zehn Wochen lang abends ihre Programme zusammenschalten, auf das ganze Jahr ausgeweitet werden solle. Die Antwort der NDR-Kulturchefin: »Genau.« Schon länger sind Pläne bekannt, die Hörspielproduktion der neun Anstalten zu zen­tralisieren, also in den meisten Sendern abzuschaffen. Die GEZ-Debatte trägt bittere Früchte.



© Junge Welt, Feuilleton, 11.7.2023

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