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„Dieser unverwechselbare Ton“ Wolf Wondratschek wird 80

„Früher begann der Tag mit einer Schußwunde“ hieß sein Debüt. Seitdem ist Wolf Wondratschek eine unverwechselbare Stimme der deutschen Literatur. Heute wird er 80 Jahre alt. Von Rose-Maria Gropp.

Als „berühmter Schriftsteller“ will er nicht bezeichnet werden. Er beruft sich dabei auf Nabokov und dessen Satz „Lolita ist berühmt, nicht ich“ – wahrlich nicht den Geringsten unter seinen Kollegen. „Nicht schlecht“, befand Wolf Wondra­tschek vor ein paar Tagen im Gespräch, „wenn die Arbeit, nicht der Autor den Ruhm abkriegt.“

Mit seiner Arbeit an und mit der Sprache begann Wondratschek schon früh, sein erstes Buch, eine Sammlung bis dahin ungekannt lapidarer Prosa­stücke, erschien 1969 im Hanser Verlag unter dem inzwischen legendären Titel „Früher begann der Tag mit einer Schußwunde“. Da war er gerade 26 Jahre alt. Die Chance auf die Charge „reich und berühmt“ ließ er danach aus, als er seine Gedichtbände – „Chuck’s Zimmer“, „Das leise Lachen am Ohr eines andern“ und „Männer und Frauen“ – selbst verlegte und über den Frankfurter „Zweitausendeins“-Versand vertrieb. Sie wurden zu enormen Erfolgen und verankerten ihn bis heute im Kanon der deutschsprachigen Literatur.



© FAZ, Feuilleton, 14.8.2023

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