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Der Frankfurter Technolabel-Betreiber Achim Szepanski ist tot + Nachruf TAZ + szene [40]: Mille Plateaux (2014)

Dass Rave politisch ist, war eine der Grundüberzeugungen von Achim Szepanski. Nun ist der Gründer der einflussreichen Frankfurter Labels „Force Inc. Music Works“ (FIC) und „Mille Plateaux“ mit 67 Jahren gestorben.

Frankfurt am Main war Anfang der 1990er Jahre das deutsche Zentrum der elektronischen Musik, als Szepanski FIC als Statement gegen kommerziell erfolgreiche Feiermusik gründete. So hieß bei seinem Label ein Track des Produzenten Alec Empire „Hetzjagd auf Nazis“ als Statement gegen die brennenden Asylbewerberheime dieser Jahre. 1996 startete er das experimentellere Label „Mille Plateaux“, mit dem er den Schwerpunkt von der Politik auf die Philosophie verlagerte – der Name war einem Werk des französischen Philosophen Gilles Deleuze und des Psychoanalytikers Félix Guattari entlehnt. 2004 gingen die beiden Labels dann pleite. 2018 versuchte Szepanski dann „Mille Plateaux“ wiederzubeleben und veröffentlichte Alben zum Teil als Download. Außerdem schrieb er Romane und kapitalismuskritische Theorien. © Text: Deutschlandfunk Kultur, 26.09.2024


Technolabelmacher Szepanski ist tot „Tanzen mit Deleuze“

Von Tim Kaspar Boehme (TAZ). Achim Szepanski erkannte früh die politische Funktion von Rave und veröffentlichte visionäre elektronische Musik. Nachruf auf einen rastlosen Linken.

Von heute aus mag es weit weg erscheinen, doch Anfang der 1990er krempelte Techno einige der bis dahin geltenden Vorstellungen davon um, was Musik sein kann. Plötzlich brauchte es zum Tanzen nicht mehr als Beat und Bass, Vorurteile gegen „Maschinenmusik“ ließen sich durch den Erfolg von Raves empirisch widerlegen. Man feierte die Befreiung von Körpern durch den aufs Nötigste reduzierten Rhythmus.


szene [40]: Mille Plateaux (Sendung von 17.9.2014)

Vor 20 Jahren wurde das Label Mille Plateaux gegründet, das bis heute als eine der einflussreichsten Plattformen für experimentelle elektronische Musik gilt.
Das in Frankfurt am Main beheimatete Label war Teil einer von Achim Szepanski gegründeten Label-Gruppe und wurde von ihm mit Diskursmasse aus Deleuzes und Guattaris gleichnamigem Werk angereichert. Nach dem Untergang seines Label-Universums schrieb Szepanski eine über 2000 Seiten starke, selbst verlegte Roman-Trilogie, die sich stark an David Foster Wallaces unendlichem Spaß orientierte. Danach verschob Szepanski seinen Fokus wieder auf die Theorie und setzt sich in zwei kürzlich erschienenen Bänden mit Marx‘ Begriff der Non-Ökonomie auseinander.




Mille Plateaux
Alec Empire: Hetzjagd auf Nazis (1993)
Oval: Untitled (1995)
Donnacha Costello: Awake On The Fifth Floor (2001)
Snd: Two (2002)
Ultra-Red: Structurally Sound (2000)
Terre Thamelitz: Die Roboter (1997)
Tim Hecker: I’m Transmitting Tonight (2003)
Akufen: Little Shop Of Horror (2002)

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