Wohl dem, der nach eigenen Maßstäben kreativ sein kann. Marc Hollander ist es gelungen, sich entsprechenden Freiraum zu schaffen. Das von ihm gegründete Schallplattenlabel Crammed Discs veröffentlicht seit 1980 von Brüssel aus Weltmusik europäischer Prägung, eingeschlossen die jeweils anders ungewöhnlichen Alben seiner Projektformation Aksak Maboul.
„Une aventure de VV“ wird im Presseinfo als Songspiel ausgewiesen und sei, heißt es weiter, angelehnt an Hörspielproduktionen aus Zeiten, als sich westeuropäische Rundfunkanstalten wie die BBC experimentierfreudige Radiolabors leisten konnten.
Gewissermaßen komponiert ist das Album um die im Albumtitel genannte Hauptfigur, und was ihr im Verlauf der mehr als sechzigminütigen Klangerzählung laut Presseinfo widerfährt, wirkt reichlich sonderbar.
VV steigt aus dem Fenster ihres Zimmers, bemerkt, dass sie nicht mehr sprechen kann, findet sich in einer orangefarbenen Hütte wieder, schläft ein, wird mit einem „wahren Wortsturm in Form von zerstreuten Buchstaben konfrontiert“, verlässt die Hütte, folgt einer Blutspur, bekommt von Vögeln, Bäumen und einer Seiltänzerin den Weg gewiesen, gelangt an eine Mauer, die, sobald niedergerissen, den Weg freigibt in eine Todeszone, welche VV in Begleitung ihres Schattens zu erforschen beginnt.
© talking music, 9.3.2023