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„Chronist der Shoah“ Eine Lange Nacht über den Pionier der Holocaust-Forschung Raul Hilberg

Sein Buch „Die Vernichtung der europäischen Juden“ gilt heute als Standardwerk der Holocaust-Forschung. Als er es 1955 zum ersten Mal fertig gestellt hatte, fand Raul Hilberg (1926- 2007) nirgendwo einen Verleger, weder in den USA, noch in Israel, schon gar nicht in Deutschland.

Doch die akribische Beschreibung sowohl der Vernichtung der Juden, als auch der deutschen Gesellschaft, die sie betrieb, blieb sein Lebenswerk. Ständig erweiterte und präzisierte er sein Buch und schrieb es damit immer wieder neu. Als Teenager war Hilberg aus Wien vertrieben worden. Als US-Soldat kehrte er nach Europa zurück, um alle nur irgendwie auffindbaren Spuren von NS-Verbrechen zu sichern. Er überwarf sich mit Hannah Arendt im Disput über die Banalität der Täter und mit der Gedenkstätte Yad Vashem über die Einschätzung des jüdischen Widerstands. Erst in den 1980er-Jahren wurde seine Arbeit als bahnbrechend anerkannt, gerade auch von jungen Historikern in Deutschland. Heute droht sein Werk schon wieder in Vergessenheit zu geraten.
Die „Lange Nacht“ schildert Hilbergs Ringen mit der historischen Sichtung der Shoah, seinem manchmal verzweifelten Kampf um Gehör sowie seinem kurzen Ruhm und rekonstruiert ein dramatisches Kapitel Wissenschaftsgeschichte.



Chronist der Shoah
Eine Lange Nacht über den Pionier der Holocaust-Forschung Raul Hilberg
Von Andreas Beckmann
Regie: Beate Ziegs

© Deutschlandfunk, Lange Nacht, 4.11.2023

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