Sie sorgten für Zoff und machten der Subkultur Ehre: die Westberliner Frauenbands Mania D, Malaria! und Matador. Höchste Zeit für eine Werkschau. Von Stephanie Grimm.
Im Oktober 1981, als die Westberliner New-Wave-Band Malaria! im Studio 54 auftrat, wurden die vier Künstlerinnen, bis dato nur Eingeweihten bekannt, zum New Yorker „talk of the town“ – man hielt sie für Nazis. Dabei hatten sich die vier Musikerinnen für den legendären New Yorker Club nur schick machen wollen. Einige missdeuteten ihren forschen Look allerdings als Flirt mit faschistischer Ästhetik – und das ausgerechnet an einem hohen jüdischen Feiertag.
Bettina Köster, Sängerin der Band, erinnert sich: „Genau, ganz in Schwarz, in Stiefeln und Reithosen und mit roten Nelken im Knopfloch. Wir traten so auf, weil wir uns als Sozialisten sahen und an die deutsche Kultur anknüpfen wollten, bevor die Nazis alles über den Haufen geworfen haben. Und das als Deutsche. Das haben die überhaupt nicht verstanden. Uns war auch nicht bewusst, dass an dem Tag Jom Kippur war. In der Zeitung stand dann nur,German Rockers dare to play on Jom Kippur‘.“
Eine von vielen Anekdoten, die sich in der gerade erschienenen Werkschau „M_Dokumente“ nachlesen lässt. Der Band – teils reich bebildertes Coffee-Table-Buch, teils Doku-Roman im Duktus von Jürgen Teipels „Verschwende deine Jugend“ – erzählt die Geschichte von drei Bands, die ab Ende der 1970er aus einem Dunstkreis hervorgegangen sind: Mania D, Malaria! und Matador. Das gelingt auf unterhaltsam subjektive Weise, die dennoch Deutungsräume eröffnet.
© TAZ, Kultur, 26.11.2021