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Der sechste Gesang (1 – 3) Hörspielklassiker von Ernst Schnabel

Ernst Schnabels „Sechster Gesang“ ist eine moderne Aneignung der Odyssee und ein opulenter „Roman für den Funk“. Aus dem Kampf um Troja kehrt Odysseus heim und erleidet Schiffbruch bei den Phäaken.

Scheria gespült wird. Die Königstochter Nausikaa entdeckt den Schlafenden am Strand und bringt ihn an den Hof ihres Vaters Alkinoos. Dort trifft in Ernst Schnabels moderner Version der Dichter Homer bei der Suche nach Material auf seinen Helden. Aber dieser Odysseus ist nicht mehr derselbe, von dem der Mythos einst erzählte. Vielmehr sieht sich der unglückliche Heimkehrer aus Troja plötzlich konfrontiert mit seiner eigenen Legende.

Ernst Schnabels Homer-Adaption ist vor allem der Versuch einer Entheroisierung der „Odyssee“. Wir begegnen Odysseus bei den Phäaken, der letzten Station des Umhergetriebenen. Schnabel konzipierte das Stück als „Roman für den Funk“, nicht etwa als „Monstre-Hörspiel“. So nutzt er epische Partien, Dialoge, Kommentare und dramatische Szenen. In der Regie von Gert Westphal erleben wir Will Quadflieg als modernen Odysseus, der seinem eigenen Mythos begegnet. Die Musik für das Hörspiel komponierte Hans Werner Henze.

Alfred Andersch bezeichnete ihn als „Geheimschreiber seiner Majestät der Literatur“, den legendären Rundfunkmann Ernst Schnabel, der mit seinen Hörspielen und Dokumentationen Mediengeschichte geschrieben hat. Noch heute sind seine Funkarbeiten meisterhafte Auseinandersetzungen mit den Möglichkeiten des Mediums. In „Der sechste Gesang“, seiner Homer-Adaption, zieht er alle Register des epischen und dramatischen Erzählens und schafft einen opulenten „Roman für den Funk“. In Gert Westphals Inszenierung brillieren u.a. Mathias Wieman in der Rolle des Erzählers und Will Quadflieg als Odysseus.


Teil 1:

Teil 2:


Der sechste Gesang (1-3)
Von Ernst Schnabel
Regie: Gert Westphal
Mit: Mathias Wieman, Will Quadflieg, Ellen Schwiers, Ann Höling, Kaspar Brüninghaus, Otto Collin, Erich Buschardt, Hans Helmut Dickow, Ernst Ehlert, Horst Frank, Ulrich Goetsch, Heinz Lück, Hans Mahnke, Robert Rathke, Rudolf Rhomberg, Helene Richter-Mielich, Rudolf Siege, Ernst Sladeck, Wolfgang Schwarz, Hariolf Schwerdt, Walter Starz, Gert Tellkampf, Joachim Teege
Komposition: Hans Werner Henze
Ton: Friedrich Wilhelm Schulz
Produktion: SWF/NWDR 1955

© Deutschlandfunk, Hörspiel, Januar 2022

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