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„Die Entführung der Mona Lisa“ Die lange Nacht über den Kunstraub

In Romanen und Filmen erscheint Kunstdiebstahl oft als edles „Gentleman-Verbrechen“, das statt auf Gewalt auf eine geschickte Planung und Durchführung setzt. In Wahrheit ist Kunstraub ein einträgliches Geschäft, das vor allem drei Verwertungen kennt. Von Markus Metz und Georg Seeßlen

In Romanen und Filmen erscheint Kunstdiebstahl oft als edles „Gentleman-Verbrechen“: Verrückte Sammler und raffinierte Trickbetrüger hecken Coups aus, bei denen es nicht nur um sagenhafte Summen, sondern auch um grandiose Kulturgüter geht. Sein „sauberes“ Image hat der Kunstdiebstahl wohl deshalb, weil es dabei meistens unblutig zugeht und mehr raffinierte Planung als rohe Gewalt verlangt ist. In Wahrheit ist Kunstdiebstahl ein einträgliches Geschäft, das vor allem drei Verwertungen kennt: die Erpressung hoher Summen für die Rückgabe der gestohlenen Kunstgegenstände, den Verkauf auf dem Kunstmarkt und schließlich den Auftragsdiebstahl für reiche Sammler. In dieser „Langen Nacht” geht es nicht um staatlichen oder kolonialistischen Kunstraub („Beutekunst“), nicht um „Plünderungen“ im allgemeinen Sinn und nicht um Kunstraub und -zerstörung aus politisch-religiösen Motiven. Sondern es geht ausschließlich um den Kunstraub aus materiellen Motiven. Die Real-Geschichte dieses mehr oder weniger geschmackvollen Verbrechens seit dem Raub der Mona Lisa 1911 stellt die „Lange Nacht” den Kunstraub als literarisches und filmisches Motiv (von „Topkapi“ bis „The Art of the Steal“) gegenüber. Und entwickelt nebenbei auch eine kleine Theorie des „Wertes“ von Kunst. Denn Kunstraub erscheint in der Boulevardpresse wie im Kino oft genug als „Robin Hood“-Tat und kleine Rache an einer snobistischen Elite. Mythos und Realität klaffen auch hier weit auseinander.



Die Entführung der Mona Lisa
Die Lange Nacht des Kunstraubs
Von Markus Metz und Georg Seeßlen
Regie: Hanna Steger

© Deutschlandfunk, Lange Nacht, 24.6.2023

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