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Die Vielfalt des Festivals Warschauer Herbst Teil 2

Konzertmitschnitte aus Warschau am Diskurspuls der Zeit. Werke von Francesco Filidei, Alla Zagaykevych, Jacek Sotomski und Rafal Ryterski.

Der Warschauer Herbst gehört zu den traditionsreichsten Festivals zeitgenössischer Musik. In der Zeit des Kalten Krieges hatte das 1956 gegründete Festival eine Brückenfunktion zwischen den Staaten des Warschauer Paktes und dem sogenannten Westen. Es war Vorbild für andere, in den 1960er Jahren gegründete Festivals wie die Musikbiennale Zagreb und das ORF musikprotokoll im steirischen herbst. Heute ist das Festival weiterhin ein internationaler Treffpunkt, aber auch eine wichtige Plattform für die faszinierend vielfältige polnische Musiklandschaft.

„Connections/Verbindungen“ war denn auch das Motto dieser 65. Warschauer Herbst-Ausgabe im September 2022. In 36 Musikveranstaltungen gab es Werke von 67 Komponist:innen zu erleben, davon 28 aus Polen. Viele neue Kompositionen waren geprägt von den sozialen und politischen Spannungen in und um Polen.

Hinter vorgehaltener Hand wird erzählt, dass die experimentelle Musikszene im Vergleich zu anderen Kunstformen noch relativ frei ist von der Einflussnahme durch die politisch konservative Regierung Polens. Eine junge Generation von polnischen Komponierenden, die auch eng verflochten ist mit der aktiven freien Kunstszene, bringt dringliche Zeitdiskurse und auch etwas Glamour in die Welt der Zeitgenössischen Kunstmusik – nicht zuletzt durch die Thematisierung des Kampfes um die Rechte von LGBTQIA+-Personen.

Um diese Bandbreite der Positionen auch abbilden zu können, hat Festivalleiter Jerzy Kornowicz ein Team von neun KuratorInnen ans Festival gebunden. Dabei gibt es auch Unterstützung von österreichischen Institutionen: Das österreichische Kulturforum in Warschau ist als Veranstaltungsort für Konzerte, Ausstellungen, Lectures und Talks ein wichtiger Partner des Festivals.

Zu Wort kommen neben Kornowicz die ukrainische Komponistin Alla Zahaikevych und der Journalist und Kritiker Krzysztof Stefanski („Ruch Muzyczny“).

Diese Sendung entstand mit Unterstützung des Adam Mickiewicz Institute.



© Ö1, Zeit-Ton, 14.3.2023

Komponist/Komponistin: Francesco Filidei
Titel: Tre Quadri, for piano and orchestra
Ausführende: Warsaw Philharmonic Orchestra
Leitung: Vimbayi Kaziboni
Solist/Solistin: Adam Kosmieja
Länge: 09:50 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Alla Zagaykevych
Titel: Prostory Svitla, for orchestra and electronics
Ausführende: Warsaw Philharmonic Orchestra
Leitung: Vimbayi Kaziboni
Länge: 05:40 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Jacek Sotomski
Titel: Transinstrumentalism
Ausführende: NFM Leopoldinum Orchestra
Leitung: Christian Danowicz
Länge: 06:03 min
Label: Manus

Komponist/Komponistin: Rafal Ryterski
Titel: Totentanz, for countertenor, orchestra and electronics
Ausführende: Warsaw Philharmonic Orchestra
Leitung: Vimbayi Kaziboni
Solist/Solistin: Michal Slawecki
Länge: 13:18 min
Label: EBU

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