Nachhören

Essay: Natur in der Stadt (2) „Wenn Hochhäuser zu Parks werden“

Die Architektin Schirin Taraz baut in Singapur. Singapur ist klein, bevölkerungsreich und sehr grün. Wie kann das gehen? Nur dann, wenn Architektur die Natur nicht in der horizontalen Ausbreitung denkt, sondern in der vertikalen. Die Architektin Schirin Taraz ist dabei, die Stadt neu zu erfinden. Mit Thorsten Jantschek.

Überall grün, und das bei einem Luxushotel mit 367 Zimmern, auf jeder Etage Pflanzen, Palmen, Dschungel, man hat bei dem Parkroyal Collection Pickering Hotel in Singapur nicht den Eindruck, vor einem der bekannten Glas- und Betonpaläste zu stehen, sondern ein riesiges gestapeltes Hochbeet zu betrachten. Das Architekturbüro WOHA versucht, aus einer Stadt mit einer enormen Verdichtung eine der grünsten Megacities der Welt zu machen.
Ob in Singapur bei sehr begrenztem Raum in die Höhe gebaut werden muss, ist für Schirin Taraz nicht die Frage, sondern wie? Wie kann man lebenswerte Städte unter Bedingungen der größten Verdichtung von Menschen nachhaltig und klimaschonend bauen und planen? Je stärker wir die Folgen des Klimawandels hier spüren, desto weniger einleuchtend ist es, an einer Bauweise festzuhalten, die auf immer neue Versiegelung natürlicher Flächen ausgelegt ist.



Schirin Taraz studierte Architektur an der RWTH Aachen und der ETH Zürich. 2005 zog sie nach Singapur und arbeitet für eines der führenden Büros für „grüne“ Architektur, für WOHA. Dort hat sie eine Vielzahl von Projekten geleitet, darunter das preisgekrönte Genexis Theater oder die Erweiterung des Crowne Plaza Hotels am Changi Airport. Seit 2017 ist sie Direktorin (COO) des Büros und stellt die Arbeit von WOHA bei internationalen Kongressen und in Ausstellungen vor.

© Deutschlandfunk, Essay und Diskurs, 4.8.2024

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert