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Essay – Natur in der Stadt (3): Die Gärten von Paris

Von Hans von Trotha. So sehr sich das Leben in der französischen Hauptstadt auf den Boulevards abspielt, so sehr ist es doch geprägt von den Gärten der Stadt. Einst Ausdruck der Macht, verwandelten sie sich im 19. Jahrhundert zu grünen Repräsentanten der Grande Nation.

Für den Philosophen Walter Benjamin war Paris die Hauptstadt des 19. Jahrhunderts. Gestalt verliehen hat ihr aber erst der von Napoleon III. im Jahr 1853 ernannte Präfekt des Département de la Seine, Georges-Eugène Haussmann. In die verwickelte Stadtstruktur, in der Dörfer und Gemeinden zusammengewachsen waren, ließ er tiefe Schneisen schlagen, schaffte jene Boulevards und kilometerlange Sichtachsen, die das Paris, wie wir es kennen, bis heute prägen.
In Haussmanns Generalumbau der französischen Hauptstadt spielten Gärten – zur Erholung für Arbeiter im Osten bis hin zu den Flaniergärten im noblen Westen – eine zentrale Rolle, und auch jene Achsen und Schneisen folgen der Logik der französischen Gartenarchitektur. In den Gärten erfindet die bürgerliche Gesellschaft kunst- und effektvoll ihre Beziehung zur Natur.



Hans von Trotha hat mit einer Arbeit über die Wechselbeziehungen zwischen Literatur, Philosophie und Gartenkunst im 18. Jahrhundert promoviert. Zehn Jahre hat er einen Verlag geleitet, genauso lange die Berlinale beraten. Heute lebt er als freier Publizist in Berlin und ist Autor zahlreicher Bücher, darunter „Im Garten der Romantik“ (Berenberg) und zuletzt der Roman „Pollaks Arm“ (Wagenbach) sowie die Essays „Die große Illusion“ (über den Neubau des Berliner Schlosses, Berenberg) und „Der französische Garten rund um Paris“ (Wagenbach).

© Deutschlandfunk, Essay und Diskurs, 11.8.2024

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