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„Flucht vor den Nazis“ Eine lange Nacht über Deutsche Künstler im Pariser Exil

Anfang der 1930er-Jahre flohen Bühnenkünstler aus Berlin nach Paris, lebten in Armut oder wurden teils von fremdenfeindlichen Kollegen schikaniert. Als die Deutschen Frankreich besetzten, flohen sie erneut oder verloren ihr Leben. 

So etwas hatten die Nachtschwärmer im Pariser Cabaret „Le Boeuf sur le Toit“ noch nicht gehört: Eine deutsche Chansonsängerin trug Bert Brechts Ballade vom Gauner Surabaya-Johnny vor. Marianne Oswald hieß die unbekannte Künstlerin. Aus Furcht vor den Nazis hatte sie sich schon Anfang der 1930er-Jahre aus Berlin abgesetzt und Zuflucht in Paris gefunden, das für sie Exil und Sehnsuchtsort zugleich war. Marianne Oswald machte Karriere, was nur wenigen vor den Nazis geflohenen deutschen Bühnenkünstlern gelang. Die meisten lebten von Almosen sozialer Hilfsorganisationen, mussten sich von der Pariser Ausländerbehörde schikanieren lassen und präsentierten auf Kleinkunstbühnen für Exilanten wehmutsvolle Erinnerungsprogramme an Wien oder Berlin. Deutschen Komponisten machten zum Teil militant fremdenfeindliche französische Kollegen das Leben schwer. Dennoch hatten auch einige andere Erfolg wie Ralph Erwin, der Schönberg-Schüler Rudolph Goehr, Norbert Glanzberg oder das Duo Bert Reisfeld und Rolf Marbot. Als die Deutschen Frankreich besetzt hatten, flohen viele Künstler aus ihrem Emigrationsland Frankreich, tauchten unter oder verloren ihr Leben wie Ralph Erwin. Marianne Oswald war Anfang 1939 in die USA gegangen und erst 1946 zurückgekehrt. Nur noch selten stand sie danach auf der Bühne, engagierte sich aber für die Versöhnung zwischen Franzosen und Deutschen. Eine „Lange Nacht” über ein besonderes Kapitel in der Geschichte der beiden Nachbarländer.



Beim Erbfeind auf der Bühne
Die Lange Nacht über deutsche Unterhaltungskünstler im Pariser Exil
Von Peter Mayer
Regie: Claudia Mützelfeldt

© Deutschlandfunk, lange Nacht, 14.10.2023

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