Musiktipps

Für Carla Bley ….Nachrufe …

Ich fasse hier die Nachrufe zusammen gefasst, die in den Zeitungen online erschienen und ohne Paywall zu lesen sind.

Gesellschaftsverändernde Musik

Die Jazzkomponistin und Bandleaderin Carla Bley ist eine wichtige Stimme der US-Avantgarde. Nun ist die 87-jährige gestorben. Ein Nachruf von Maxi Broecking.

Zuletzt wirkte sie unendlich ­schmal und zerbrechlich, die Augen unter dem tiefsitzenden Pony kaum zu erkennen, als ihr Lebenspartner, der Bassist Steve Swallow, sie behutsam auf die Bühne und zum Klavier führte.

Carla Bley, US-Komponistin von einigen der ergreifendsten Melodien des Jazz, wie „Ida Lupino“, das sich auch im Repertoire großer Pia­nis­t*in­nen findet, etwa bei Irène Schweizer, Aki Takase und Carlas erstem Ehemann Paul Bley.

Besonders auf dessen Soloalbum „Open, to love“ (1972). Vorsichtig erkundend, verspielt und repetitiv das Thema immer variierend, unendlich zärtlich. Auch Carla Bleys andere Kompositionen auf diesem Album sind filigrane, beinahe flüchtige Miniaturen ihrer frühen Jahre.



© TAZ, Kultur, 19.10.2023



Die scheue Löwin: Zum Tod von Carla Bley

Zwischen Pathos, Ironie und purem Charme: Die Jazzkomponistin und Pianistin Carla Bley ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Von Gregor Dotzauer.

Die Haare ein Gebirge und ein Versteck. Unter Carla Bleys Löwenmähne mit dem Pony lebte eine scheue, an sich selbst zweifelnde und zugleich mit einem knochentrockenen Humor begabte Frau, die selbst nicht immer wusste, wie sie Wesen und Erscheinung miteinander in Einklang bringen sollte. Bis ins hohe Alter aber ging von dieser Spannung eine Würde aus, die noch die zerbrechliche, auch in der Pracht ihres Schopfes bereits sichtlich dezimierte Frau verkörperte, die ihr Lebensgefährte und musikalischer Komplize, der Bassist Steve Swallow, behutsam ans Klavier führte, wo sie im Trio mit dem Tenorsaxofonisten Andy Sheppard von den jüngsten Kompositionen durch Jahrzehnte eines imposanten Werks bis zu den ältesten hinabtauchte.



© Tagesspiegel, Kultur, 19.10.2023



Nachruf auf Carla Bley – Die Herausforderin von Harry Nutt

Ihre Erscheinung signalisierte ein unbedingtes Kunstwollen, das in jeder ihrer oft wirr herunterhängenden Haarsträhnen enthalten zu sein schien. Improvisation – mal musisch einfühlsam, mal herausfordernd atonal. Dabei widersprach fast alles, was Carla Bleys Wirken ausmachte, den Attributen einer auf Show ausgerichteten Zeremonien-Meisterin. Vielmehr changierte die Umsetzung ihrer kompositorischen Ideen zwischen hohem Ernst und ironischer Leichtigkeit.



© Frankfurter Rundschau, Kultur, 19.10.2023



Die Kunst, aus der Reihe zu tanzen

Sie hatte Einfluss, ohne zu missionieren, und als Anregerin und Ideengeberin des zeitgenössischen Jazz bleibt sie unersetzlich: Zum Tod der Komponistin und Musikerin Carla Bley. Von Wolfgang Sandner.

Alles, was sie in den mehr als fünfundsechzig Jahren am Klavier hervorgebracht hat, jeder Klang, den sie in einer Partitur oder auf einem Blatt Papier festhielt, jede Soundskulptur, die sie auslöste, und jedes Head-Arrangement, das sie in andere Köpfe eindringen ließ, war mit einem unmissverständlichen Hinweis versehen: Hier gilt nicht der klingende Ton. Was bei Carla Bley zählte, waren die Untertöne und Zwischentöne, vielleicht auch die gar nicht gespielten, aber eigentlich gemeinten Töne.



© FAZ, Feuilleton, 18.10.2023

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