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Garth Erasmus: Klagelieder ohne Pathos

Von Andi Schoon. Garth Erasmus ist ein indigener Künstler aus Cape Town. Sein Album „Threnody for the Khoisan“ bearbeitet die prekäre Geschichte seiner Gemeinschaft.

Am Anfang von Garth Erasmus’ Musikkarriere stand ein Ausnahmezustand: Nachdem es landesweit studentische Unruhen gegeben hatte, ließ das damals amtierende südafrikanische Apartheidsregime im Juli 1985 per Notrecht sämtliche Lehreinrichtungen schließen.

Dies betraf nicht nur die Universitäten, sondern auch alle Schulen. Garth Erasmus war als Kunstlehrer an einer Kapstädter Grundschule somit von einem Tag auf den anderen seiner Aufgaben entledigt. Kurzentschlossen ging er ins Museum – und sah dort zum ersten Mal alte Musikinstrumente, die der Khoisan-Kultur entstammten, seiner eigenen Gemeinschaft.



Besonders fasziniert war Erasmus von einem gebogenen Holzstück mit einer einzigen Saite und einem Kalebassen-Resonator. Ohne klangliche Referenz – denn das Instrument lag in einer Glasvitrine – beschloss er, dieses Objekt nachzubauen. Später kamen weitere Instrumente hinzu, und aus dem Kunsterzieher Garth Erasmus wurde ein Künstler, der sich indigenes Wissen neu aneignet, auf visueller wie auf klanglicher Ebene.



© TAZ, Kultur, Musik, 16.6.2024

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