Musiktipps

Geschichte von Punk in der DDR „Und das Treibholz nimmt uns mit“

Von Ulrich Gutmaier. In der Langspielplatte „eNDe – DDR von unten“, 1983 in Westberlin veröffentlicht, steckte die Geschichte von Punk in der DDR. Eine Rekapitulation.

Punk war für Cornelia Schleime das Zerbrechen der Form. Zugleich war Musik für die Malerin ein alternatives Ausdrucksmittel. „Der Grund, überhaupt eine Band zu machen, war, dass wir aufgrund einer Ausstellung, die wir noch während des Studiums gemacht hatten, Ausstellungsverbot bekamen. Da haben wir uns gefragt, was haben wir denn in der DDR noch für eine Zukunft, wenn wir nicht mal ausstellen dürfen? Du willst ja mit deinen Aggressionen auch nach außen. Das Medium Musik war genau richtig, um unserem Frust Luft und Platz zu verschaffen“, erzählte Schleime dem Dichter und Sänger Bert Papenfuß vor einigen Jahren.

Mit ihrem Malerkollegen Ralf Kerbach, der eine Gitarre besaß, sich einen Kofferverstärker kaufte und ihn in sein Atelier stellte, gründete Schleime 1979 den Nukleus einer Band, die mal Ende hieß, mal Schwarz-Weiß und mal ganz anders. Unter dem Namen Zwitschermaschine ging sie in die Popgeschichte ein. Zwitschermaschine bespielte die erste Seite der 1983 in Westberlin veröffentlichten LP „eNDe. DDR von unten“. Auf Seite zwei befanden sich Stücke der Thüringer Punkband Schleim-Keim, die hier unter dem Tarnnamen Sau-Kerle firmierte.



„Magnetizdat DDR“ und „Tanz den Kommunismus“, Verbrecher Verlag 2023/24. Zu „Magnetizdat“ wurde eine gleichnamige Dreifach-LP veröffentlicht.

„Betreten auf eigene Gefahr. Schleimkeim-Songcomics“, Ventil Verlag 2023.

Der Schlagzeuger von Zwitschermaschine: „Rom“, Rundling, 2021. Rosa Extra: „Extrakte 1980–1984“, Edition Iron Curtain Radio / Major Label, Edition Tapetopia / aufnahme + wiedergabe 2023.

Lesungen von „Magnetizdat DDR“: 23. Mai, Mulackei, Berlin; 30. Mai, saasfee*pavillon, Frankfurt/Main.

Lesung von „Tanz den Kommunismus“: 11. Juni, Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie, Berlin

© TAZ, Kultur, 24.5.2024

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