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„Hier das Ich und dort die Welt“ Ein Nachruf auf den britischen Filmemacher Terence Davies (1945-2023)

Von Lukas Foerster. Das Werk des britischen Filmemachers Terence Davies ist schmal, aber reich. In den 1990ern wurde er mit Filmen wie „Das Ende eines langen Tages“ bekannt.

In denen er seine Wurzeln als Arbeiterkind aus der Industriestadt Liverpool spiegelte; später wandte er sich in seinen Filmen oft der Literatur zu, bis hin zu den Biopics „A Quiet Passion“ über die Dichterin Emily Dickinson und „Benediction“ über Autor Siegfried Sassoon. Nun ist Davies im Alter von 77 Jahren verstorben – sein Werk aber verdient es, lebendig zu bleiben.



„Was kann dir dieser Freddy schon geben?”, wird Hester von ihrem Ehemann gefragt, der nicht fassen kann, dass seine Frau eine Affäre mit einem anderen Mann begonnen hat, noch dazu mit einem, mit dem sie mit ziemlicher Sicherheit keine Zukunft haben wird. Ihre Antwort: „Manchmal kann er mir schon etwas geben: sich selbst.“ In diesem Moment weiß man, dass das und nur das ausreicht, dass man nicht mehr verlangen, aber auch nicht mit weniger zufrieden sein darf in der Liebe. Denn genau darin liegt ihr Versprechen: Dass einem in ihrem Licht ein anderer Mensch, und sei es nur für einen Moment, und sei dieser Moment auch noch so flüchtig, als ganzer Mensch gegenübertritt, mit Haut und Haaren und ohne all die Verstellungen, Ausflüchte und Kompartmentalisierungen, die all den anderen Begegnungen, die unser Leben bestimmen, unweigerlich anhaften.



© Filmdienst, 10/2023

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