Jeder, der in den Randbereichen der Musik unterwegs ist und Musikmagazine wie Bad Alchemy, Testcard, oder eine Kulturzeitschrift wie „Nummer“ schon mal in der Hand hatte, wird Beiträge von Jochen gelesen haben. Über u.a. :Zoviet France, David Toop, The Hafler Trio oder empreintes DIGITALes hat er geschrieben. Seine Webseite Tricktaste kann ich nur wämstens Empfehlen.
Obwohl ich ein großer Freund von Listen bin, merke ich wieder einmal, dass diese Listen ja doch immer nur Momentaufnahmen sind – aber macht nicht genau das sie so spannend? Aktuell dominieren bei mir in der akustischen Sphäre mal wieder die Rhythmen – es gab Jahre, da hat es dagegen nur gezirpt und gebrummt, vielleicht auch mal gewummert, aber eher selten geklopft. Dann kommt hinzu, dass ich vermutlich ein Negativbeispiel der Art bin, wie sie Simon Reynolds in »Retromania« beschrieben hat: ein saturierter Herr »in seinen besten Jahren« (männlich und weiß), der sich bevorzugt Wiederveröffentlichungen der Wiederveröffentlichungen kauft …
… und ich merke auch, dass ich meine Sammlung (laut Discogs demnächst 6.000 Tonträger, davon die Hälfte 12“ Vinyl) nicht gleichberechtigt behandele: CDs besitze ich zwar, mag sie aber nicht und kaufe sie nur noch, weil und wenn sie ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis bieten (Scott Walker »5 Classic Albums« etwa, wo das grandiose Frühwerk für 15 Euro zu haben ist, während das Äquivalent in Neu-Vinyl locker das Zehnfache kosten würde). Und als jemand, der das Kassettenlabel The Tapeworm quasi komplett sammelt (ca. 150 Tapes bisher), könnte ich locker eine Liste nur von diesem Label machen und würde doch herumlavieren, was Aufnahme in die bzw. Ausschluss aus dieser Liste angeht.
Obwohl CDs (und Tapes) bei mir umgehend digitalisiert werden und so überall verfügbar sind, ist das Zentrum meiner Plattensammlung nach wie vor der Platz vor den beiden Plattenspielern, verfügen aktuell nur diese über die klangmäßig beste Abspielmöglichkeit, zählt eigentlich nur das Herausziehen der Platte aus Cover und Innenhülle, das Auflegen und Abspielen, das Wenden als »Musik hören« für mich. Alles andere ist bloß Hintergrundgeräusch meines Alltags, ob im Büro, bei der Hausarbeit, im Auto oder (mittlerweile sogar) auf längeren Radfahrten …© Jochen Kleinhenz