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Jon Batiste „We Are“ zeigt die heilende Kraft schwarzer Musik

Jon Batiste ist Talkshow-Bandleader und hat den Soundtrack für den Pixar-Film „Soul“ geschrieben. Mit dem Pianisten hat der Jazz seinen perfekten Botschafter gefunden. Von Andreas Busche.

Auf dieses religiöse Pathos, das sich in Amerika in politischen Reden oft so glaubensbekenntnishaft in den Vordergrund schiebt, reagieren wir Europäer, zumal im protestantischen Deutschland, prinzipiell ein wenig allergisch. Man hat das gerade erst wieder im Januar bei Amanda Gormans Inaugurationsgedicht „The Hill We Climb“ gemerkt.

„We Are“ heißt das fünfte Studioalbum des gelernten Pianisten, auf dem er sich erstmals von seinen Jazz-Wurzeln entfernt. Irgendwo zwischen Hip-Hop, Soul, Funk und Gospel sucht Batiste nach der verbindenden Formel für ein neues gesellschaftliches Modell. Sein blendendes Falsett, das an Raphael Saadiq erinnert, trägt dieses Friedensangebot über die Stimmkraft einer ganzen Chorgemeinde: „The ghetto is full of stars/ Bless them, shine from afar / On days when it’s hard, and always / Nana knows how to sing / And sooth the soul / From summer to fall, and always“.

Die heilende Wirkung von Musik war schon immer das Thema von Jon Batiste, der in den USA inzwischen auch ein kleiner Fernsehstar ist: als Bandleader und musikalischer Sidekick von Talkshow-Moderator Stephen Colbert.

© Der Tagesspiegel, Kultur, 23.3.2021

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