Ob Schleiertanz, Janitscharenmusik oder Csardas: westliche klassische Komponisten haben sich immer schon gerne vom exotischen Reiz fremder Klangwelten in ihrer Musik inspirieren lassen.
Berühmtestes Beispiel ist Wolfgang Amadeus Mozart, der in Opern wie der „Entführung aus dem Serail“ aber auch in Instrumentalwerken wie dem „Rondo alla turca“ seiner A-Dur-Klaviersonate, der damals angesagten „Türkenmode“ folgend, musikalische Orientalismen nutzte. Der französische Folk-Rock-Musiker Hughes de Courson dreht seit den 1990er Jahren den Spieß um und bedient sich der Klassik im Rahmen von traditioneller Musik: Mozart hat er dafür bis nach Ägypten umgesiedelt, Bach findet man bei ihm in Afrika und Vivaldi in Irland. Dabei gelingt es de Courson bei seinen Stilmix-Projekten, spannende musikalische Korrespondenzen und überraschende Querbezüge zwischen den unterschiedlichen Klangwelten aufzudecken, ohne dabei ihr jeweiliges Wesen und ihre Eigenständigkeit bloß zu benutzen oder gar zu beschädigen. Wie der ungewöhnliche Künstler auf die Idee kam, Klassik und Tradition zu mischen, welche Herausforderungen er dabei zu meistern hatte und was ihm bei solchen Projekten besonders am Herzen liegt, darum geht es in dieser Folge von „Musik der Welt“.
© BR Klassik, Musik der Welt, 11.4.2021