Musiktipps

Komponistin Eleni Karaindrou: Spröder als griechischer Wein

Ihre Musik kennt man aus Theo Angelopoulos‘ Filmen: In diesen Tagen wird die Komponistin Eleni Karaindrou 80 Jahre alt. Ein Porträt. Von Andreas Schäfler.

Formbewusst, ohne streng anzumuten, phasenweise verspielt und in seltenen Momenten explizit eine volksmusikalische Grundierung betonend. Dabei keinem bestimmten Genre verpflichtet, federleicht ins Ohr gehend: Die Filmmusiken von Theo Angelopoulos, stets komponiert von der griechischen Künstlerin Eleni Karaindrou, konfrontierten das internationale Publikum in den 1980er Jahren mit einer gänzlich unbekannten Form von griechischer Musik, anders, als man diese primär von Mikis Theodorakis Songs her bereits zu kennen glaubte.

Enggeführt mit der mehrdeutigen Regie des „zeitreisenden Landvermessers“ (Wolfram Schütte über Angelopoulos) und dem seismografischen Blick von dessen Kameramann Giorgos Arvanitis nahmen die Soundtracks von Karaindrous widerstandslos Besitz von den Hörer:innen. Der spätere Heimathafen von Eleni Karaindrous Kompositionen, das Münchner Jazz- und E-Musiklabel ECM, ließ sich schon früh erahnen.

Als Kind sei sie von der Geräuschkulisse der Natur gebannt gewesen, hat Karaindrou häufig betont, vom Sturm genauso wie von der Stille. In die mischten sich die polyphonen Gesänge der Erwachsenen, und schon bald sang sie byzantinische Kirchenmelodien mit. Als ihre Familie vom Bergdorf Tichio in Mittelgriechenland in die Hauptstadt Athen zog, tat sich ein neuer Echoraum mit viel Gewusel und Getöse auf, in dem das junge Mädchen jedoch schnell entscheidende Entdeckungen machte: das Radio und ein Freiluftkino direkt unter der Wohnung und außerdem – das Klavier.

Sie studierte das Instrument 14 Jahre, belegte Musiktheorie dazu sowie Geschichte und Archäologie an der Universität. Nebenher begann Eleni Karaindrou autodidaktisch zu komponieren und konnte bald erste Lieder verkaufen.



© Taz, Kultur, 21.11.2021

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