Musiktipps

Methusalems und Jungspunde: Impressionen vom Jazzfest Berlin 2023

Im vorletzten Jahr ihrer künstlerischen Leitung hat Nadin Deventer erneut auf die freieren Formen des Jazz gesetzt. Der Vielfalt hat das nicht geschadet. Von Gregor Dotzauer.

Da passiert doch nichts, beschwert sich die Dame in der vorderen Reihe bei ihrem Mann. Und zweifellos kann einem die Dreiviertelstunde, in der Marlies Debacker ihrem Flügel zumeist stehend akkurat ausgehörte Obertonspektren, Schwebungen und schwere Glockentöne entlockt, wie ein Stück Unendlichkeit vorkommen. Die linke Hand auf den Saiten, die rechte auf der Tastatur, erschafft sie zart ineinanderfließende und wieder auseinanderstrebende, mitunter abrupt akzentuierte Formen und Figuren. Das größte offensichtliche Ereignis ist die Haarlocke, die der 31-jährigen Flämin regelmäßig ins Gesicht fällt und mit derselben Eleganz und Würde, mit der sie ihr Instrument behandelt, ebenso regelmäßig ihren Weg zurück hinter das rechte Ohr findet.



© Tagesspiegel, Kultur, 6.11.2023

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