Musiktipps

Neues Album von Kettcar „Wie ein Bengalo in der Nacht“

Von Benjamin Moldenhauer. The System makes me a Säuseler: An der Hamburger Indie-Band Kettcar und ihrem neuen Album „Gute Laune, ungerecht verteilt“ scheiden sich die Geister.

Die Hamburger Rockband Kettcar stimuliert in auffällig vielen Hörerinnen und Hörern eine intensive Ablehnung, die sich hochschrauben kann bis zur Verachtung – vor allem, was die Befindlichkeitssongtexte von Marcus Wiebusch angeht. Ebenso zahlreich sind ihre Fans, die die Musik von Kettcar ähnlich unnachgiebig verteidigen, wie die Ver­äch­te­r:In­nen sie ablehnen. Wie kommt man bei dieser Gemengelage und mit dem neuen Kettcar-Album „Gute Laune, ungerecht verteilt“ in den Ohren zu etwas, das über ein bloß subjektives Geschmacksurteil vielleicht hinausgeht?



Probieren wir es mal so: Im Pop geht es immer auch um die Frage, was das für ein Typ (m/w/d) ist, der oder die da oben singt. Also nicht: Wer ist das wirklich, sondern: Was wird mir über diese Stimme und den Sound als Gefühl, was wird zur Identifikation angeboten? Die Frage ist also nicht zuletzt, welchen Blick auf die Welt das lyrische Ich den Hörerinnen und Hörern vorschlägt, als Versprechen und als Resonanzraum für die eigenen Gefühle und alles Weitere. Und in diesem Fall eben auch als Resonanzraum und Ärgernis für die, die Kettcar als linksliberalen Pur-Klon und Männerschlagerkitschnudelei hassen.




© TAZ,Kultur, 18.4.2024

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