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NZZ: Wim Wenders wollte dringend Maler werden. Die passende Leinwand fand er nur im Kino

Wim Wenders, der am 15. August seinen 75. Geburtstag feiert, ist einer der umtriebigsten und anerkanntesten deutschen Filmautoren überhaupt. Knapp siebzig Filme hat er in seiner 50-jährigen Karriere verantwortet, und ebenso viele Preise hat er gewonnen. Von Lory Roebuck

Doch wie bei jedem grossen Künstler lässt sich auch seine herausragende Vita auf einen Einzelmoment zurückführen, auf eine Laune des Schicksals, die alles in die richtigen Bahnen lenkte. Es war das Jahr 1966, und der 21-jährige Wenders träumte nicht etwa davon, mit einer Kamera die Welt zu erkunden, nein, er wollte Maler werden, und zwar dringend. Schon als Kind habe er bei jedem Amsterdam-Besuch seine Eltern dazu gezwungen, mit ihm ins Rijksmuseum zu gehen, denn Museen waren ihm die tollsten Orte der Welt. Und so wurde Wenders schliesslich klar – nach abgebrochenem Studium der Medizin, der Philosophie und der Soziologie –, dass seine unmittelbare Zukunft in Paris stattfinden muss. Nicht etwa in Düsseldorf, wo er geboren ist und wo Kunstinteressierte seines Alters bei Beuys Schlange standen. Nein, Wenders, der sich selbst immer als Reisender bezeichnet hat, wollte weg.

(c) NZZ, Feuilleton, 14.8.2020

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