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PJ Harvey: „Americana für England“

PJ Harveys neues Album ist eine Ode an ihr Geburtsland. PJ Harvey hat für ihr neues Album »I Inside the Old Year Dying« von ihrem Weltverbesserungstrip Abstand genommen und sich von einem Gedichtband inspirieren lassen, den sie im vergangenen Jahr veröffentlichte und in dem es um England geht. Von Dierk Saathoff.

Mit dem Allmächtigen hatte es Polly Jean Harvey schon immer – aber nicht im buchstäblichen Sinne. Dass sie in ihren Liedern immer wieder Gott anrief, um Rat bat, anbetete, gar anflehte, geschah nicht aus religiösem Eifer, sondern einer Konvention folgend, die sich im Folk, im Jazz, im Hard Rock, kurz, überall in der Popmusik finden lässt. Manchmal, und im Falle von PJ Harvey geht es da meist um extremen Herzschmerz, meint man eben, nur noch der da oben könnte helfen.



Auch auf ihrem kürzlich erschienenen zehnten Album »I Inside the Old Year Dying« wird gleich im ersten Lied gebetet: »Prayer at the Gate« heißt das Lied, aber anders als bei Bob Dylan (einem von Harveys großen Vorbildern) wird hier nicht an die »heaven’s door« geklopft, sondern an die Pforte des Todes, »death’s door«. Wer allerdings klopft, das wird aus dem assoziativen Text nicht klar. Aber ein Name taucht auf, der Name eines, wie der Text nahelegt, spirituellen Herrschers. Er lautet Orlam.




© Jungle.World, Dschungel, 27.07.2023

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