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R.I.P. Kiev Stingl (1943 – 2024)

Kiev Stingl, der große Unbekannte der deutschen Popgeschichte, ist tot. Das teilte die Band Audiac am Montag mit. Stingl starb demnach bereits am 20. Februar im Alter von 80 Jahren.

1975 von Achim Reichelt entdeckt, veröffentlichte er drei wegweisende Soloalben: »Teuflisch« (1975), »Hart wie Mozart« (1979) und »Ich wünsch’ den Deutschen alles Gute« (1981). Während er mit seinem ersten Album, und nicht zuletzt seinem wüsten Auftreten, die frühe westdeutsche Punkszene beeinflusste, bot das dritte Album, eine Abrechnung mit der BRD, besten Detroit-Disco. »Der Song ›Einsam Weiss Boys‹ klingt wie die Blaupause für den erst ein Jahr darauf auftauchenden Falco«, schrieb Maximilian Schäffer 2022 in dieser Zeitung. Der aufgrund seines Lebenswandels »völlig betriebsinkompatibele« (Schäffer) Stingl spielte 1989 mit Musikern der Einstürzenden Neubauten noch das Album »Grausam das Gold und jubelnd die Pest« ein, bevor es lange leise um ihn wurde. 2022 erschien in Zusammenarbeit mit Audiac das fünfte Studioalbum »XRI Nuit«, das nun als sein Vermächtnis gelten muss. »Seine endgültige Entdeckung durch die Öffentlichkeit wäre das letzte Wunder der deutschen Popmusikgeschichte«, schrieb Schäffer nicht ohne Hoffnung. Bislang hat sie sich nicht erfüllt. © Text: Junge Welt.



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