Release Tipp: empreintes DIGITALes: Gilles Gobeil + Dominique Bassal / Aktualisert
Eigentlich wollte ich die beiden neuen Veröffentlichungen des Labels empreintes DIGITALes mit Gilles Gobeil und Dominique Bassal schon bei den Listening Adventures vorstellen, aber irgendwie passten sie da nicht dazu. empreintes DIGITALes ist vielleicht das wichtigste für akusmatische Klänge oder elektroakustische Musik überhaupt. Gut genug, um wieder Neues zu entdecken.
Die Kompositionen von Dominique Bassal sind eher klassisch, wie Mini-Filme, sehr getragen, atmosphärisch und überzeugen durch Ruhe und Stimmungen. Während Gilles Gobeil eher der neueren Generation zuzuordnen ist. Er setzt mehr auf Effekte und Überraschungsmomente. Seine Spaziergänge sind nichts für schwache Nerven, dafür aber umso spannender. Und unter Kopfhörern ist es schon der Wahnsinn, deswegen lieber laut mit den Lautsprechern!
Gilles Gobei – Promenades
Ein Thema zieht sich durch diese sieben Kompositionen: der Spaziergang. Es gibt ein Stück, das Folkmar Hein gewidmet ist und an seine langen Spaziergänge in Berlin und Umgebung erinnert [3]. Dann gibt es noch eine überraschende Geschichte über die Zeitreise, die in Chris Markers Film La Jetée so wunderbar erzählt wird [1]. Und ich habe einen wunderbaren Spaziergang durch die fruchtbaren Improvisationen des Ensembles Déviation(s) gemacht, das ich wie Neuland zu kartieren versuchte [5]. Und dann gibt es noch die fantastische Reise an den Rand des Universums, die Stanley Kubricks Film 2001: Odyssee im Weltraum darstellt, geleitet vom Saxophon Yves Charuests [2]. Und nicht zu vergessen ein stilles Wandern durch Debussys Träumereien [6], begleitet von François Couture am Klavier, oder ein freundlicher Ausflug in die experimentelle Musik des verstorbenen Bildhauers Oscar Wiggli [7]. Schließlich nahm der Gitarrist Patrice Soletti die Herausforderung an, in Echtzeit auf den holprigen Pfaden eines 30 Jahre alten Projekts zu wandeln [4].
Nach einem Bachelor-Abschluss in Kompositionstechnik absolvierte Gilles Gobeil einen Master-Abschluss in Komposition an der Université de Montréal bei Serge Garant. In den letzten Jahren seines Studiums wurde er von Marcelle Deschênes und Francis Dhomont in die elektroakustische Praxis eingeführt. Diese Entdeckung weckte in ihm den Wunsch, sich ganz der Erforschung unbekannter Formen und origineller Klangfarben zu widmen und dabei die gesamte Bandbreite der im Studio verfügbaren Werkzeuge zu erforschen und optimal zu nutzen. Seit Abschluss seines Studiums konzentriert er sich in seiner kreativen Arbeit fast ausschließlich auf die Komposition akusmatischer und gemischter Werke. Seine Praxis fällt in den Bereich des sogenannten „cinéma pour l’oreille“ (Kino für das Ohr). Viele seiner Kompositionen sind von literarischen oder filmischen Werken inspiriert und versuchen, diese durch das Medium Klang zu „visualisieren“. Obwohl sein Werkverzeichnis hauptsächlich aus akusmatischen und gemischten Werken besteht, hat er auch Ausflüge in die Bereiche Tanz und Film unternommen. Spuren seiner Erfahrungen mit Instrumentalmusik finden sich oft in seinen Werken. © ymxmedia.com
Der Komponist und Toningenieur Dominique Bassal studierte elektroakustische Musik zu einer Zeit, als diese Disziplin an der Spitze der Audiotechnologie stand. Er begann als Arrangeur, Produzent und Studiomanager in der kommerziellen Musikproduktion zu arbeiten, wo er avantgardistische Techniken in der damals engen und konservativen Welt der Popmusik anwendete. Ab Mitte der 80er Jahre verschoben sich jedoch die Positionen, und die Musikindustrie übernahm die Führung bei der Anpassung an den technologischen Fortschritt. Als Bassal 2001 zur elektroakustischen Musik zurückkehrte, konnte er sein Wissen und Know-how aus der Branche mit einem Fachgebiet teilen, das durch jahrelange unzureichende Finanzierung und akademische Isolation geschwächt war. © ymxmedia.com