Release Tipp: Nicole Rampersaud – Saudade / Ansible Editions

Der Trompeterin Nicole Rampersaud geht es auf ihrer Soloveröffentlichung nicht um den schönen und eleganten Klang ihrer Trompete, sondern um das Instrument selbst. Das Ausloten und Entdecken der Möglichkeiten von Klangerzeugung und -verfremdung durch elektronische Hilfsmittel wie u.a. verschiedene Effektpedale und die Einbeziehung von Live-Signalverarbeitung.

Seit 2008 lotet die kanadische Trompeterin und Komponistin Nicole Rampersaud unermüdlich die klanglichen Grenzen ihres Instruments aus, indem sie forschende Werke allein für dieses Instrument schafft, die sie spontan zu fesselnden Soloperformances zusammenfügt. Auf ihrem Debütalbum Saudade, das bei Ansible Editions in Toronto erschienen ist, geht sie noch einen Schritt weiter und ergänzt ihr brillantes, individualistisches Spiel mit texturierten elektronischen Arrangements. Obwohl besagte Elektronik eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Identität dieser Aufnahme spielt, ist es ihr weitreichendes Lexikon als akustische Spielerin, das einen Großteil der Abstraktion vorantreibt, die entsteht. Then Again… zum Beispiel sieht eine Basis aus feuchten, gutturalen Growls, die mit wirbelnden High-Register-Phrasen gestapelt werden, die blubbern und schmelzen, wenn Effekte intermittierend angewendet werden. In ähnlicher Weise sind es ihre schwachen, an Erasure erinnernden Panflüsterungen, die sofort ins Ohr gehen – selbst wenn dubähnliche Kaskaden aus dieser Hauptlinie durch Echos und optimierte Overdubs strömen, bleibt der Hörer von Rampersauds exquisiter Beherrschung ultra-spezifischer Trompetentechniken fasziniert. Wo andere die Bearbeitung als Mittel einsetzen, um das eigentliche Timbre ihrer Instrumente völlig auszulöschen, setzt Rampersaud sie fast so ein, als würde sie einen Dokumentarfilm drehen – sie schneidet zwischen verschiedenen Kamerawinkeln oder überlagert sie, gestaltet Übergänge, passt die Tönung des Materials an und greift nur ganz vorsichtig zu eklatanten Tricks.

Sie hat mit den größen des internationalen Jazz wie u.a. Anthony Braxton, Evan Parker, Ra-kalam Bob Moses, Joe Morris, Roscoe Mitchell, Nate Wooley, Sylvie Courvoisier, Anthony Coleman zusammen gespielt und ist weltweit auf verschiedenen Festival aufgetreten. © Text: Ansible Editions


Nicole Rampersaud / Foto: Kevin MacCormack

Die Trompeterin Nicole Rampersaud eröffnete das Festival mit einer ausgiebigen Erkundung von Trompetentechniken und elektronischer Interaktion. Beginnend mit Vogelstimmen und gedämpften Waldschreien setzte sie sowohl Standard- als auch Soprantrompete sowie ausgiebiges Looping durch mehrere Mikrofone, um eine Welt der Trompeten – Tiefen, Höhen und Ausschläge – zu erschaffen und ihr Klarinettenhorn zu einer eigenen Klangwelt.

– Stuart Broomer


Um die Arbeit und das Spiel von Nicole Rampersaud besser zu verstehen, empfehle ich dringend, die Linernotes von Allison Cameron zu lesen. Sie kennen sich nicht nur gut, sie spielen auch zusammen in einem Trio. Die dritte im Bunde ist die Perkussionistin Germaine Liu. Und das ist eine nicht unwichtige Komponente. Das gemeinsame Musizieren. Allison Cameron beschreibt eindrucksvoll, wie Nicole Rampersaud mit ihren Effektpedalen und ihrer Live-Elektronik arbeitet, aber auch, wie sie ihre Konzerte gestaltet. Nicht unwesentlich ist die Arbeit von Sandro Perri als Co-Produzent, der auch für Mix und Mastering verantwortlich ist.


„Der Co-Produzent Sandro Perri hat die Klänge von Nicoles akustischer Trompete und ihren elektronischen Effekten meisterhaft miteinander verschmolzen, um eine neue Ebene der exquisiten Produktion zu erreichen, und er hat auch geholfen, die Dauer dieser Kompositionen festzulegen. Dies sind Merkmale, die diese Aufnahme meiner Meinung nach von anderen im Repertoire der erweiterten Trompete unterscheiden. Nicole dekonstruiert die Trompete, während sie ihre Klangschönheit zelebriert. Humor zieht sich durch diese Stücke, und er erscheint neben den Gefühlen der Nostalgie, die sich vermischen.“

– Allison Cameron / Liner Notes

Saudade von Nicole Rampersaud ist ein beeindruckendes Beispiel für eine Musikerin, die sich unerschrocken mit ihrem Instrument auseinandersetzt und sich nicht scheut, Grenzen zu überschreiten, um ihre Trompete um so schöner klingen zu lassen. Aber auch das ist nicht wirklich wichtig. Nur wer sein Instrument perfekt beherrscht und um seine klanglichen Möglichkeiten weiß, kann es spielen, dann entsteht wahre Schönheit.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert