Release Tipps

Release Tipps: Hörabenteuer – Listening Adventures

Musik von Disturbio, mhz und Stefan Voglsinger.

Jeder, der meine Release-Tipps hört und kennt, weiß, dass es hier sehr speziell zugeht. Ich liebe Herausforderungen und Entdeckungen. Was hier präsentiert wird, erfüllt diese Ansprüche. Jede dieser Veröffentlichungen bietet Neues, Unerhörtes und schafft einzigartige Klänge. Ich werde zu jedem ein paar Sätze schreiben. Das Entdecken, das Hören ist Eure Sache. Und ich verspreche Euch, Ihr werdet auf unbekannten Pfaden wandeln.


Disturbio – Les Mauvaises Fréquentations / Klanggalerie

Im Februar 2023 durchqueren Disturbio, das sind das Duo Angélica Castelló und Jérôme Noetinger, Frankreich und die Schweiz für eine Reihe von neun Konzerten, bei denen sie ihre filmreife Klangkunst zum Ausdruck bringen. Und um die Tour noch interessanter zu gestalten, laden sie befreundete Musiker ein, an bestimmten Terminen mit ihnen aufzutreten: Aude Romary, Cello, Antoine Läng, Stimme und Maultrommel, Mathias Forge, Cello und Kassetten, Natacha Muslera, Stimme. Vier Persönlichkeiten, vier fesselnde Darbietungen.
Das Duo Disturbio lebt als eine Konstellation aus Samples und Loops, Radios und Feldaufnahmen, auf Kassetten und Tonbändern, mit magischen, durchsichtigen Stimmen, die versteckt sind, nicht zu vergessen das Zittern einer Flöte auf magnetischen Aufnahmen. © Texte: Liner Notes




Die Aufnahmen von Disturbio und Gästen inspirierten mich zu diesen Releasetipps und den Hörabenteuern. Das Spannende ist ja, dass wir nur das Akustische wahrnehmen, wir sehen nicht, wie und mit welchen Mitteln die Musik entsteht, die wir hören. Ich finde es absolut faszinierend, was die Musiker hier an Musik schaffen. Hier werden Türen aufgestoßen und Wege aufgezeigt, die das eigentliche Abenteuer sind. Ja, man muss auch mal unkonventionelle Wege gehen wollen. ….


mHz – Material Prosody / Room40

„Material Sequencer“, eine einfache USB-betriebene Klangskulptur, untersucht eines der grundlegendsten Werkzeuge der elektronischen Musikproduktion neu – eine 8-stufige rhythmische Sequenz, indem sie den Sequenzierungsprozess aus der Blackbox in den akustischen Bereich verlagert und seine Materialität und Körperlichkeit zur Schau stellt. Alle Schnittstellenkomponenten werden auf einer speziell entwickelten Leiterplatte präsentiert, die vollständig freigelegt ist, und der Klangerzeugungsmechanismus ist auf Solenoid-Percussion in seiner grundlegendsten Form reduziert. Über einen kleinen DIP-Schalter mit acht Positionen können verschiedene rhythmische Muster eingegeben werden, und über ein integriertes Rad kann das Tempo geändert werden.
Die Muster werden mithilfe eines Mikrocontrollers in eine Reihe elektrischer Impulse umgewandelt, die dann zur Betätigung des Solenoids verwendet werden, der wiederum auf einen Festkörperblock schlägt und so einen Klang erzeugt.



In „Material Prosody“ lädt mHz Nicolas Bernier, Loscil, Matmos, Zimoun und Alba Triana ein, neue Werke für verschiedene Ausgaben von „Material Sequencer“ zu entwickeln. Diese Reihe zeigt die einzigartige Herangehensweise jedes Künstlers an die Verwendung der Klangskulptur und die Konzepte hinter ihrer Entwicklung. Während Loscil und Matmos ihre unterschiedlichen Kompositionsstile und charakteristischen Klangverarbeitungstechniken auf die Ausgabe des Sequenzers anwenden, machen sich Nicolas Bernier und Zimoun dessen instrumentalen Charakter in fast improvisierten Stücken zu eigen – ein Ansatz, der in Alba Trianas radikal reduziertem Beitrag sowohl in Form als auch Material auf die Spitze getrieben wird. Unter Bezugnahme auf Rayner Banhams Prinzipien der brutalistischen Architektur nutzt der eigene Beitrag von mHz den klangbasierten Brutalismus als konzeptionelle Grundlage für das gesamte Projekt. © Texte: Liner Notes



Material und Klang stehen in direktem Zusammenhang. Das Material beeinflusst den Klang. Die Materialien der USB-betriebenen Klangskulptur von mHz sind Aluminium, Messing, Kupfer, Stahl, Beton und Holz. So unterschiedlich die Materialien sind, so unterschiedlich ist auch die Herangehensweise an die Musik. Wie klingt Kupfer oder Beton? Es ist absolut verrückt, das zu hören.


Stefan Voglsinger – Transceiver / Mamka Records

„Transceiver“ ist ein quadrophonisches Stück für zwei Plattenspieler von Stefan Voglsinger. Die vierkanalige Komposition wird hörbar, wenn die Nadeln von zwei gegenüberliegenden Plattenspielern gleichzeitig platziert werden. ‚Transceiver‘ wurde über den Zeitraum eines Jahres aufgenommen und ist von Übertragungstechnologien und der Entwicklung der Kommunikation über Entfernungen hinweg inspiriert. Mit einem mobilen Aufnahmegerät erkundeten Aras L. Seyhan und Stefan Voglsinger Hallräume in und um Wien und verschmolzen Feldaufnahmen mit digitalen Artefakten und akustischen Manipulationen vor Ort. Das Ergebnis ist eine quadrophonische Klanglandschaft, die akustische Zeitsprünge miteinander verbindet und ungehörte Perspektiven auf eigentümlich klingende Orte bietet.

Echos unter den Brücken der Donauinsel, Reflexionen aus den Gängen von Gründerzeithäusern, verstimmte Klavierkörper-Vibrationen, Re-Amping von Klängen in der ältesten Kirche Wiens – St. Rupert, Nachhall aus der Güntherhöhle in Niederösterreich (eine 206 m lange und 21 m hohe Höhle, die als Luftschutzbunker diente und heute als Fledermaushöhle genutzt wird), Schwingungen durch Richard Deacons bemalte Stahlskulptur „Now and Then“ und die massiven Reflexionen des Gewölbes im unterirdischen Kanalsystem Wiens. © Texte: Liner Notes



Das ist schon ein ausgefallenes Projekt, das sich Stefan Voglsinger da ausgedacht hat. All die Orte, an denen aufgenommen wurde und wie sie klingen. Siehe dazu den oberen Text. Was ist was? Wäre wieder die Frage, aber das interessiert mich nicht wirklich. Das Ergebnis zählt und das beeindruckt mich sehr. Es klingt unglaublich räumlich (man kann es auch binaural hören) und man sollte es nur mit Kopfhörern hören und sich auf diese unglaubliche Reise begeben. Es ist eine akustische Offenbarung. Für Vinyl Freunde sind besondere Angebote erhältlich!


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