Musiktipps

Saxophonist John Lurie wird 70 „Alle wollen sein wie er“

Von Wolfgang Sandner. Vom Punk Jazz zum Fake Jazz zum No Jazz: Was John Lurie auch machte, wurde zum Trend. Nun wird der großartige Musiker, coole Schauspieler und gewitzte Gesprächspartner siebzig Jahre alt.


Im Vierzehn-Häuserblock-Umkreis des East Village von New York, dem Epizentrum der Coolness, war er der Mann der Achtzigerjahre. Alle wollten John Lurie sein. Oder mit ihm schlafen. Oder ihm eine reinhauen. Haben zumindest die Kenner kolportiert. Vermutlich hatten sie recht. Lurie hat die Blicke auf sich gezogen, Begehrlichkeiten geweckt, Neid provoziert. Machen konnte er, was er wollte. Anziehen auch. Zu weit, zu lang, zu abgetragen. Alles wurde trendy.



Er war lässig, spindeldürr, über einsneunzig groß, lethargisch: hip eben. Und spielte Altsaxophon. Nicht wie Charlie Parker, eher wie Johnny Hodges. Das machte gar nichts. Aus der Prise Ornette-Coleman-Salz, das er dem süßen Ellington-Sound von Hodges beimischte, wurde der Fake Jazz seiner Band Lounge Lizards. Fake Jazz kam nach Punk Jazz und führte zu No Jazz. Das war konsequentes Timing.



© FAZ, Feuilleton, 14.12.2022

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