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„Schlechtere Zeiten“ Der Musiker und Autor Kristof Schreuf ist gestorben. Eine Würdigung. Von Maik Bierwirth

»Bessere Zeiten klingt gut« – die so einprägsame, sloganhafte Zeile erscheint verheißungsvoll und ernüchternd zugleich, als eine vage utopische Hoffnung auf andere Zustände, die aber offensichtlich im Kontrast steht zu dem, was ist. Ein Satz von dauerhafter Gültigkeit, begleitet von der ebenso wahren Feststellung »Bruch in allem pausenlos«.

Diese reimlosen Verse stammen von Kristof Schreuf, vom Debütalbum seiner Band Kolossale Jugend, das 1989 auf dem kurz zuvor gegründeten Hamburger Musiklabel L’Age d’Or erschien. Es war erst der dritte Longplayer, den die kleine Plattenfirma veröffentlichte, die Pascal Fuhlbrügge, Gitarrist von Kolossale Jugend, mit betrieb. Schlagzeuger Christoph Leich wiederum wurde später mit Die Sterne einem größeren Publikum bekannt.

Doch vor allem prägte Kristof Schreuf mit seiner Stimme und seinen Texten das, was später unter dem Namen Hamburger Schule geläufig und Mitte der neunziger Jahre auch einigermaßen erfolgreich werden sollte. Für Kolossale Jugend war ein Jahr nach dem zweiten Album »Leopard II« von 1990 dagegen bereits Schluss. Und Schreufs unnachahmliche Mischung aus melodischem Singsang, atemlosem Sprechgesang und Schreien fehlte für einige Jahre, bis er sich mit seiner neuen Band Brüllen zurückmeldete.



Jungle World, 17.11.2022

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