„Schwärme, nächtliche“ Werke von Georgia Koumarà, Iannis Xenakis, Francisco C. Goldschmidt und Vito Zuraj
Schwärme, Scharen, Herden und Haufen, Wellen und Wolken: Begriffe, die man in der Musik zuerst wohl mit Iannis Xenakis assoziiert. Der griechische Klangarchitekt war fasziniert von solchen Massenphänomenen, die er in seiner Musik wie kein anderer hat aufleuchten lassen. Seine Landsmännin Georgia Koumará scheint in Schroedinger’s Katze auf seinen Fersen.
Nicht nur wegen ihres Interesses an mathematisch-physikalischen Gedankenexperimenten, sondern auch in der Art, wie sie das Orchester haptisch kompakt aufklingen lässt. Vito Zuraj ist fasziniert von der Welt der Bienen, die der Imkersohn mit seinem Totentanz erstmals auch musikalisch erkundet. Es ist ein Totentanz nicht nur auf die Bienen, sondern auf alle Insekten, die mehr denn je bedroht sind und die er mit affinen Klang-Figuren zum Surren und Summen bringt. Ganz intim ist dagegen die nächtliche Klanglandschaft, die Francisco C. Goldschmidt in dem Klavierstück Enjambres gestaltet. Durch das raffinierte Spiel mit den Resonanzen der Pedale werden „geisterhafte Harmonien“ geschaffen, „die Vibrationen eines kleinen Holzstücks auf den tiefen Saiten des Klaviers erzeugen ein ständiges Murmeln“, das Scheuern der Saiten“ erzeugt eine fremde, verzerrte Klangwelt, „in der sich das Traumhafte nach und nach dunklen und zweideutigen Zonen, Melodien aus der Verborgenheit und unerwarteten Tänzen nähert.“
Georgia Koumarà: Schroedinger’s Cat für Orchester; WDR Sinfonieorchester, Leitung: Pablo Rus Broseta
Iannis Xenakis: Anaktoria für 8 Musiker:innen; Ensemble Modern, Leitung: Reinbert de Leeuw
Francisco C. Goldschmidt: Enjambres für verstärktes Klavier; Thibaut Surugue
Vito Zuraj: Api-danza macabra für Orchester; WDR Sinfonieorchester, Leitung: Cristian M_celaru
© WDR 3, Studio Neue Musik, 12.6.2022