„Stachlige Musik für stachlige Zeiten“ Postpunk in Japan

Frauen prägten die japanische Postpunkszene. Erst allmählich wird ihr visionäres Wirken auch im Westen anerkannt, das zeigen Wiederveröffentlichungen von Alben der Non Band und Saboten. Von Gregor Kessler.

Ein Land hinter einer gigantischen Spiegelbrille. Was in den 1980er Jahren in Japan an musikalischen Wundern passierte, blieb der Welt weitgehend verborgen. Nur schemenhaft erkennbar und oft verzerrt. Dabei war dort längst nicht alles Elektropop à la Yellow Magic Orchestra. Denn von Japan aus zeigte sich glasklar, was in London, New York und anderen kulturellen Zentren passierte. Die Selbstermächtigung von Punk resonierte in einem Land, dessen Gesellschaft damals noch stärker der Konformität unterworfen war als heute.



Weit abgeschieden von den Blicken der Welt haben sich Künst­le­r:In­nen westliche Subkultur im Fernen Osten angeeignet und weiterverarbeitetet. Details dringen erst allmählich, mit großer Verspätung nach außen. Das Puzzle der japanischen Post-Punk-Jahre wird noch immer um neue Dokumente erweitert. Mit den aktuellen Ausgrabungen der Tokioter No-Wave-Künstlerin Non und dem Früh-80er Avant-Pop-Quartett Saboten kommen gerade zwei wichtige Fundstücke hinzu.




© TAZ, Kultur, 9.6.2023

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