„Sturm und Drang mit jeder Kralle“ Jazzalbum „Metaphysics“ wiederentdeckt

Hasaan Ibn Ali war ein grandioser Pianist und schwieriger US-Jazzkünstler. Nun ist sein lange verschollenes Album „Metaphysics“ wieder aufgetaucht. Von Andreas Schäfler

Was ist denn hier los? Selten so unwiderstehliches Powerplay gehört und, selbst in den ruhigeren Passagen, eine derart verschwenderische Intensität. Mit dieser Musik müssten sich eigentlich alle zum Jazz bekehren lassen. Eine gestochen scharfe Schwarz-Weiß-Rückblende in seine klassische Sturm- und Drangphase, in die Hochblüte des Hardbop, aufgenommen an zwei Tagen im Sommer 1965. Und wer spielt? Vor allem: Wer spielt hier Klavier? ….

https://youtu.be/BwHEroS4_HE

Auch ein Rahsaan Roland Kirk, ein Philly Joe Jones und weitere Jazz-Koryphäen bewunderten Ali, dem sperrigen Charakter zum Trotz, für seine wagemutige Originalität und setzten sich für ihn ein. Es half nichts. 1981 ist Hasaan Ibn Ali nach dem Wenigen, was überliefert ist, völlig vereinsamt gestorben. „Metaphysics“ war seine unüberbietbare Sternstunde und glitzert auch heute noch wie am ersten Tag. Kein Findling, vor dem man ehrfürchtig erstarrt, sondern ein Lebenszeichen für immer, dank der Wiederveröffentlichung durch das US-Indielabel Omnivore.



© TAZ, Kultur, Musik, 11.6.2021

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