„Summer Of Soul“ (…Or, When The Revolution Could Not Be Televised)

Ein vielschichtiger Dokumentarfilm über das Harlem Culture Festival im Jahr 1969, das als „Black Woodstock“ Schwarze Geschichte, Kultur und Mode feierte, danach aber lange aus dem kollektiven Gedächtnis verschwand. Von Ulrich Kriest.

50 Jahre Woodstock – dieses Jubiläum war im Jahr 2019 ein mediales Ereignis; das Andenken an das Festival wurde mit Gusto zelebriert. Dass es im Sommer 1969 nicht nur auf der Farm von Max Yasgur nahe Woodstock ein großes, dreitägiges „Get Together“ gegeben hatte, sondern gar nicht weit entfernt, im Park rund um den Mount Morris in Harlem, ein weiteres sich über sechs Wochen hinziehendes Festival, das über 300.000 Menschen gelockt hatte, musste erst wieder dem Vergessen entrissen werden. Das Woodstock-Festival, festgehalten auf Zelluloid und Mehrfach-Vinyl, ist weltweit geradezu legendär als friedlicher Höhepunkt der Utopie einer mehrheitlich weißen Hippie-Gegenkultur, das andere Festival geriet schlicht zum lokalen Ereignis, das nicht in die Geschichtsbücher Eingang fand.

Für „Black Woodstock“ interessierte sich niemand

Dabei war das Harlem Cultural Festival sehr wohl ebenfalls dokumentiert worden. Im Archiv des Filmemachers Hal Tulchin (1926-2017) lagerten an die 40 Stunden Material, von dem bislang nur kleine Teile für Nina-Simone-Dokumentationen genutzt worden waren. Dieses Material musste zunächst gefunden, dann gesichtet und digitalisiert werden. Tulchin selbst hatte wiederholt versucht, seine Aufnahmen als „Black Woodstock“ zu vermarkten, war aber auf keinerlei Interesse gestoßen.



Aufgrund seiner umfassenden musikalischen Expertise wurde das Projekt schließlich an Ahmir „Questlove“ Thompson (The Roots) herangetragen, der zunächst einmal staunte, weil er selbst von dem Festival noch nichts gehört hatte. Genau das scheint ihn aber letztlich gereizt zu haben, das Projekt zu seinem Regiedebüt zu machen, denn es ist ja in der Tat erstaunlich, dass ein soziales Ereignis von derlei Ausmaßen schlicht aus dem kollektiven Gedächtnis gelöscht wird.




„Summer of Soul“ auf Disney+Was ein vergessenes Festival für die schwarze Community bedeutet / Tonart Deutschlandfunk Kultur

Fast parallel zu Woodstock fand 1969 das Harlem Cultural Festival statt, mit den großen Namen der Black Music und schwarzem Publikum. Bislang weiß kaum jemand davon. Nun zeigt ein Film Aufnahmen von damals – mit erschreckenden Parallelen zu heute.



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