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Talkinmgmusic: Bernd Gürtler im Interview mit Fritz Puppel über 50 Jahre City „Letzte Runde

Citys „Am Fenster“ war einer der wenigen Rocksongs ostdeutscher Herkunft mit gesamtdeutscher, sogar internationaler Verbreitung. Dem heimischen Publikum blieb die 1972 in Ostberlin gegründete Formation dennoch als kritischer Alltagsbeobachter erhalten…

… unter anderem ihre Songs lieferten den Soundtrack zum Untergang der DDR. Die dramatischen Verwerfungen, die Ostdeutschland in den Folgejahren bewältigen musste, wurden ebenso beherzt thematisiert. Anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens eine letzte Runde noch, dann ist Schluss. Genug ist genug und ohne den kürzlich verstorbenen Schlagzeuger Klaus Selmke ist es ohnehin nicht mehr dasselbe, gestand Bandgründer Fritz Puppel bei einer Interviewverabredung in Berlin.

Fünfzig Jahre City. Überrascht es dich, dass die Band so lange Bestand hatte?
Eigentlich nicht. Wir sind durch schwere Wetter gegangen, andere warfen das Handtuch. Wir sagten uns in solchen Momenten, wir machen weiter, nichts hält uns auf.

Aber als nach dem Mauerfall im Wendeherbst 1989 die angloamerikanischen Rockoriginale für jedermann in der DDR zugänglich wurden, ging die Begeisterung für Ostbands rapide gegen Null. Das ist ein gravierender Einschnitt gewesen.
Als die Grenzen öffneten, war unser Gedanke nicht, herrje, was soll bloß werden. Jahrelang mussten wir nach der Pfeife anderer tanzen. Jahrelang mussten wir betteln, dass wir uns selbst managen, selbst entscheiden dürfen, in welchem Studio wir aufnehmen. Plötzlich taten sich Möglichkeiten auf, und die wollten wir nutzen. Unser Sänger Toni Krahl und ich hatten bereits in Vorwendezeiten K&P Music gegründet, das erste unabhängige Schallplattenlabel der DDR. Das überhaupt einzige Schallplattenlabel der DDR bis dahin, Amiga, bot sich uns zum Kauf an nach der Wende. Dort hatten sie keinen Schimmer, was sie tun sollten. Das war der größte Witz! Bei der Gelegenheit schafften wir es sogar, Amiga die Songs abzuluchsen, die exklusiv von uns dort lagen. Niemandem sonst gelang das.




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