Musiktipps

The Wire: Unlimited Editions – Das Label Faitiche

Für seinen Artikel über die Berliner Plattform Faitiche in The Wire 464 wählt Leah Kardos Tracks aus, die die Vielfalt und Verspieltheit des Backkatalogs des Labels zeigen.

Der Begriff „Faitiche“ (französisch/deutsch für „faktisch“) wurde vom französischen Gesellschaftstheoretiker Bruno Latour geprägt und bezieht sich auf „… eine Kombination aus Fakten und Fetischen… [was] es offensichtlich macht, dass die beiden ein gemeinsames Element der Fabrikation haben.“ Seit Jan Jelinek 2008 mit seinem Debüt Recordings 1969-1988, einem faux-historischen Archiv der damals noch unbekannten experimentellen Elektronikproduzentin Ursula Bogner, für Aufsehen sorgte, hat sich das Berliner Boutique-Imprint Faitiche eine kuriose Nische in der elektronischen Musikszene geschaffen.

Laut Jelinek sind die Qualitäten, die sein Label auszeichnen, Themen wie „fiktionale und multiple Identitäten“ mit einem starken Fokus auf „manipulierte Feldaufnahmen und Sampling oder Klangcollage in all ihren Formen“. Ideen und Grenzen werden erforscht, manchmal mit einer geradezu obsessiven Detailgenauigkeit, und doch sind die Ergebnisse kaum jemals klinisch oder antiseptisch. Stattdessen ist ein Großteil des Katalogs unwiderstehlich locker und elegant minimalistisch; es gibt Humor, Nostalgie, Scherz. Introvertierte Mikrobeats, retrofuturistische Electronica, abgehobene synthetische Exotica. Hier ist eine Auswahl von 7 Tracks, die Faitiches Vielfalt und spielerische Einzigartigkeit demonstrieren.



Playlist:

Roméo Poirier
“Muscle De Sable”
From Living Room

Jan Jelinek
“Do Dekor”
From Loop-Finding-Jazz-Records (2001)

Andrew Pekler
“Approximate Bermeja”
From Sounds From Phantom Islands (2019)

Masayoshi Fujita & Jan Jelinek
“Waltz (Alonely Crowd)”
From Bird, Lake, Objects (2010)

Jan Jelinek
“Marcel Duchamp, Would You Like Or Expect People To Spin The Wheel On Your Kinetic Object Roue De Bicyclette?”
From Zwischen (2018)

Jonathan Scherk & Daniel Majer
“Piaget”
From It’s Counterpart

Ursula Bogner
“Modes”
From Recordings 1968–1988 (2008)

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