Nachhören

„Und dann singt die Seele mit“ Lydia Kavina und die Thereminvox von Elke Pressler

Lenin war begeistert von dem elektronischen Zauberkasten, den das 22-jährige Bastlergenie Lew Termen 1920 öffentlich vorführte. Er sah gar eine neue Ära der Musik heraufdämmern; doch bis dahin dauerte es dann noch.

Ätherophon, so nannte Lew Termen sein Instrument“, erzählt Großnichte Lydia Kavina stolz. „Später wurde es dann Thereminvox genannt. Das ist eine Box mit zwei Antennen. Der Spieler spielt das Instrument, ohne es zu berühren!“ Lydia Kavina lebt seit Jahrzehnten mit der Thereminvox, mehr noch: sie lebt für das Instrument.

Die junge Russin erzählt gern die abenteuerliche Geschichte dieser fast vergessenen Erfindung, die doch den Grundstein für moderne elektronische Musik lieferte. Sie erzählt von der Geburtsstunde einer völlig neuen Kunst, die das bolschewistische System propagandistisch nutzt; erzählt vom Siegeszug der Erfindung durch Europa, von der Spionage-Tätigkeit des Erfinders in New York und von seinem spurlosen Verschwinden 1938; berichtet von seinem Auftauchen aus dem Gulag nach neun Jahren, dank seiner Erfindung der Abhörwanze im Auftrag des KGB. „Doch er wurde weiterhin totgeschwiegen“, empört sich Großnichte Lydia Kavina. Erst in den 80er Jahren wurde Lew Termen rehabilitiert. Lydia Kavina hatte da bereits sein Erbe angetreten und reist durch die Welt mit dieser brummenden, zwitschernden, singenden Stimme aus dem Äther.



Lydia Kavina und die Thereminvox

Von Elke Pressler
Redaktion: Thomas Nachtigall
Produktion: NDR/SWR/SFB 1997

© WDR 3, Kulturfeature, 26.12.2020

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert